DOCUMENT 46 APRIL 1899 217 46. To Rosa Winteler Zürich Freitag Samstag [29 April 1899] Liebes Fräulein! Ehe ich heut an meine Tagesarbeit gehe, will ich Ihnen danken für Ihr freundliches Kärtchen, nachdem ich immer doch gewartet hatte, ob ich nicht Zeit fände, Sie zu besuchen. Grade heut wollte ich gehen-aber ich wurde mit meinen Arbeiten nicht fertig jedenfalls aber komme ich nun Sonntag in 8 Tagen. (Ich denk, wenn ichs verspreche, dann gehts leichter). Wie mag es nur dem Häuschen Winteler unter Ihrer Leitung vorkommen?[1] Es wird denken: Ja, ja meine Rosa ist noch die Einzige, die mir treu und solid geblieben ist! Das täuscht sich aber doch ein bissel. Schwiegermütterle ist zum Beispiel auch keine Thätigkeit, die zu verachten wäre:-Und Ihre Pflegekinder, Pauli Katz Hund Vögelchen, wie wirds denen gut gehen unter solcher Fuchtel & Sorgfalt ....... Und gleich gegenüber haben Sie ja die erste Quelle Aarauer Weisheit, die jeden Tag frisch vom Faß verzapft wird.[2] Ob Sie wohl schon hingehen? Wenn ja, dann grüßen Sie Herrn Schuft[3] freundlich von mir & ebenso Herrn Rennhart[4]-wenn letzterer noch weiß wer ich bin. Weil wir grad am Grüßen sind, grüßen Sie auch freundlich Ihre Freundin Jungferlein Braut.[5] Fragen Sie auch, ob ihr ihr Schatz viel senti- mentale Briefchen sendet-o muß das nett sein-wenn Sies vielleicht noch nicht gefragt haben (?) Mir gehts recht gut. Ich arbeite viel & bin sehr vergnügt & wohl dabei. Die Tage & Wochen fliegen so dahin, ohne daß ichs an was anders merke als gegen Schluß des Monats ..... das alte Lied mit dem alten Motiv & den vielen Variationen, von denen Sie Fräulein Hausfrau gewiß auch ein paar singen können! Jetzt muß ich aber endlich meine Arbeit beginnen! Seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem Albert. ALS (MBU, Special Collections). The enve- lope is addressed to "Fräulein Rosa Winteler (Hausfrau) Rössligut Aarau," and postmarked "Zürich 12 (Neumünster) 29.IV.99.-5." [1] Rosa's parents, Jost and Pauline Winteler, were on holiday, leaving her at home with her younger brother, Paul. [2] The fount of wisdom is the Aargau Kan- tonsschule, located across the road from Rößligut, the Winteler home. [3] A reference to Prof. Friedrich Mühlberg, Einstein's former natural history teacher. In the early 1890s, a pupil of the Kantonsschule lost his temper after a scolding by Mühlberg and addressed him in this fashion. The nick- name became current among the pupils (infor- mation provided by Dr. Eugen Widmer, an alumnus). [4] Prof. Martin Rennhart (1855-1928) was Einstein's Italian teacher at the Kantons- schule. [5] Possibly a reference to Julia Niggli. See Doc. 51, in particular note 3.
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