DOCUMENT 48 JULY 1899 219 Wort-das heißt, Sie müssen auch ganz bestimmt kommen! In einer Woche mache ich mit meiner Schwester eine Tour auf den Säntis, das wird eine herrliche Krabbelei absetzen.[6] Meine Geige muß ich jetzt natürlich liegen lassen. Die wird sich schön wundern, daß sie nie aus dem schwarzen Kasten genommen wird, sie glaubt vielleicht, sie hätt einen Stiefpapa bekommen. Ich vermisse sie sehr die alte Freundin, durch die ich mir alles sage & singe was ich mir gar oft in dürren Gedanken auch nicht im mindesten zugestehe, sondern höchstens drüber lache, wenn ichs an andern sehe ..... Zu Wintelers kann ich jetzt lang nicht mehr kommen zu meinem größten Leidwesen, vielleicht im September, wenn ich nicht heim nach Mailand gehe, was ich aber meiner 1. Mama erst plausibel machen müßte. Übrigens ist es möglich, daß ich mit einem Aarauer Herrn in der 2. Hälfte der Ferien wissenschaftlich arbeiten werde,[7] dann wird wohl auch manches musikalische Stündchen für uns herausspringen.[8] Mit der unbescheidnen Bitte, Sie möchten mir, wenns grad in Strada regnet & Sie sonst nichts zu thun wissen, auch ein paar Zeilen schreiben, & herzlichen Grüßen für Sie wünscht Ihnen recht vergnügte, schöne Ferien Ihr Albert E. ALS (Martin Niggli, Bern). [1] Dated by the reference to a trip planned for the first week in August. [2] Niggli had written Einstein from Aarau, asking him to visit her before she left on holiday. Receiving no reply, she sent a post- card from Strada, canton of Graubünden, where she spent the month of July (see Niggli 1952, p. [3]). [3] The accident presumably occurred in Weber's course, "Wissenschaftliche Arbeiten im physikalischen Laboratorium" (see Doc. 28). [4] "alte Frau" is a reference to Einstein's mother. Mettmenstetten is a village in the Albis Mountains, 30 km southwest of Zurich. [5] Niggli recalls this invitation: "Ich war erstaunt. Wie konnte ein junger Mann nur daran denken, mich einzuladen, mit ihm ins 'Paradies' [a hotel situated above Mett- menstetten] zu gehen. Hatte er wohl meine Gedanken erraten? Er lachte hell auf und sagte: 'Oh! Es wird alles in Ordnung sein, meine Mutter und meine Schwester kommen auch!' Als er immer eindringlicher bat, ver- sprach ich ihm einen Besuch im 'Paradies', obwohl ich wusste, dass meine gestrenge Frau Mama dies nicht zugeben würde" (Niggli 1952, p. [3]). [6] Einstein had climbed the Säntis massif in northeastern Switzerland (highest point, 2,502 m) three summers earlier during an Aargau Kantonsschule excursion, 24-26 June 1896 (see Victor Karrer et al. to Einstein, 11 June 1922, and Aargau Programm 1896/97, pp. 19-20). [7] Probably Conrad Wüest (see Doc. 52). [8] In 1897, when Niggli and Einstein first met in the Winteler home, they played Schu- bert Lieder together, she on the piano and he on the violin (see Niggli 1952, p. [3]).
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