DOCUMENT 122 SEPTEMBER 1901 315 zurück. Wolltest Du diese Reise mit mir unternehmen Schatzerl? Oh wenn ich Dich nur noch einmal haben könnte so recht nach Herzenslust, du mein liebes süsses Schatzerl! Wenn Du nur wüsstest wie ich Dich so lieb habe, Du bist mir mein kleines Alles.-Nun lebe mir wohl und lasse Dich nicht zu arg herunterkriegen mein Lieber. Denke ein bisserl an Deine Kloane, und sei gebusselt und geherzt von Deinem D[oxerl] Hat Dich Prof. Winteler in Frauenfeld schon empfolen?[5] Wäre es nicht am Platze dass Du Dich den Massgebenden dort vorstellst? Das ist nämlich bei uns Brauch, ich weiss nicht, wie es hier ist. [5] There was a vacant "Lehrstelle für mathematisch-technische Fächer an der Industrieabteilung" at the Thurgau Kantons- schule in Frauenfeld. Applications were due by 27 July (see the advertisement of 8 July in Schweizerische Lehrerzeitung 46, no. 28 (13 July 1901), p. 114). See Doc. 113 for an- other position for which Einstein gave Jost Winteler as a reference. 122. To Marcel Grossmann Winterthur. Freitag. [6? September 1901][1] Lieber Marcel! Soeben las ich mit großer Freude in der Zeitung, daß Du Professor an der Kantonsschule in Frauenfeld geworden bist.[2] Ich gratuliere Dir herzlich zu diesem Erfolg, der Dir eine hübsche Thätigkeit und eine gesicherte Zukunft bietet. Ich hatte mich auch zu dieser Stelle gemeldet, aber eigentlich nur, um mir nicht sagen zu müssen, daß ich zu kleinmütig gewesen sei, mich zu melden denn ich war fest überzeugt, keine Aussicht auf diese oder eine andere derartige Anstellung zu haben. Doch bin ich nun auch in der glücklichen Lage, wenigstens für ein Jahr die ewige Nahrungssorge los zu sein. Ich bin nämlich vom 15. September an bei einem Mathematiklehrer in Schaffhausen, einem gewissen Dr. J Nüesch, als Privatlehrer angestellt,[3] wo ich einen jungen Engländer für die Maturität vorzubereiten habe.[4] Du kannst Dir denken, wie glücklich ich darüber bin, wenn auch eine solche Stelle fur eine selbständige Natur nicht gerade ein Ideal ist. Doch glaub ich, daß dabei immerhin noch ein wenig Zeit für meine Lieblingsstudien übrig bleibt, so daß ich wenigstens nicht dabei einrosten muß. Ich habe mich in letzter Zeit gründlich mit Boltzmanns Arbeiten über kine- tische Gastheorie befaßt & in den letzten Tagen selbst eine kleine Arbeit geschrieben, welche den Schlußstein einer von ihm begonnenen Beweiskette liefert.[5] Sie ist aber zu speziell, als daß sie Dich interessieren könnte. Immer- hin werde ich sie wahrscheinlich in den Annalen publizieren. Mit was für
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