lx BEITRAG FÜR SEIN LEBENSBILD wohlgefälligen Werken, von einer Lebensweise, die dem Willen Gottes ent- spreche, ohne dass diese Lehre ihm in ein bestimmtes Dogma zusammen- gefasst worden wäre. Dennoch war er in seinem religiösen Gefühl so voller Eifer, dass er von sich aus sich genau selbst an alle Einzelheiten religiöser Vorschriften hielt. Zum Beispiel ass er kein Schweinefleisch. Dies aus Gewis- senspflicht, nicht weil er das Beispiel in der Familie vorgefunden hätte. Der selbstgewählten Lebensweise blieb er jahrelang treu.[43] Später machte das religiöse Fühlen mehr dem philosophischen Denken Platz, wobei ihm aber stets eine absolute, strenge Gewissenstreue Richtschnur blieb. Sein nachma- liges Eintreten & Wirken für den Zionismus geschah aus diesem Impuls, weniger im Sinn & auf Grund jüdischer Dogmen als der inneren Verpflichtung denjenigen Rassengenossen gegenüber, deren geistiger Regsamkeit in den Wissenschaften eine unabhängige Wirkungsstätte geschaffen werden sollte, die ihre Zurücksetzung als Juden ausschloss.[44] Mit 81/2 Jahren kam der junge Albert auf das Gymnasium.[45] Entsprechend der humanistischen Richtung lag das Hauptgewicht auf den alten Sprachen, Latein & später Griechisch, während die mathematisch-naturwissenschaft- lichen Fächer zurücktraten. Der klare, streng logische Aufbau des Lateins entsprach seiner Anlage, das Griechische wie auch moderne Fremdsprachen waren nie seine Stärke.[46] Sein Griechisch-Professor, dem er einmal eine [43] Einstein later wrote that this religious phase "im Alter von zwölf Jahren bereits ein jähes Ende fand. Durch Lesen populär– wissenschaftlicher Bücher kam ich bald zu der Uberzeugung, dass vieles in den Erzählungen der Bibel nicht wahr sein konnte" (Einstein 1979, p. 2). MWE, this volume, p. lxii, lists some of the popular-scientific books Einstein read. [44] This is a reference to Einstein's activ- ities in support of the establishment of The Hebrew University of Jerusalem. His advo- cacy of Zionism may also have been rooted in childhood experiences. He was the only Jew- ish boy in the Petersschule on Blumenstraße from 1886 to 1888 (Volksschule 1892, pp. 27- 29). He later recalled: "Die Lehrerschaft der Volksschule war liberal und machte keine konfessionellen Unterschiede.... Unter den Kindern war besonders in der Volksschule der Antisemitismus lebendig. Er gründete sich auf die den Kindern merkwürdig bewussten Rassenmerkmale und auf Eindrücke im Religi- onsunterricht. Thätliche Angriffe und Be- schimpfungen auf dem Schulwege waren häufig, aber meist nicht gar zu bösartig. Sie genügten immerhin, um ein lebhaftes Gefühl des Fremdseins schon im Kinde zu befestigen" (Einstein to ?, draft letter, 3 April 1920). [45] Einstein entered the Luitpold-Gym- nasium on 1 October 1888, when he was 91/2 years old (Jahresbericht München 1889, p. 33). Bavaria had no system of special primary schools for pupils planning to go to a Gymna- sium. The small percentage of students who did so usually transferred from Volksschulen after three or four years. [46] Einstein always received at least 2 in Latin (1 was the highest, 4 the lowest grade), and 1 for his sixth-year course. In Greek he received final grades of 2, with an occasional mid-year grade of 1-2 or 2-3. In the seventh year he received 3 for the first term, his last at the school (Wieleitner 1929. The school was dissolved in 1921 and its records were de- stroyed during the Second World War. This article, by the rector of the successor school, is the only source of information about Ein- stein's grades.).
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