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nicht die Kraft fand, mich von ihr zu trennen. Die Karte, welche ich von Albertchen
erhielt, war von ihr inspiriert, wenn nicht gar diktiert. Es stand darin: „Solange Du
mit Mama nicht freundlicher bist, mag ich nicht mit Dir gehen. Überhaupt gehen
wir im Juli aufs Land, und ich möchte auf jenen Aufenthalt nicht
verzichten“[2]
Wohin sie gehen wollten, bekam ich nicht mitgeteilt, ja nicht einmal die neue
Adresse, von welcher ich nur durch Sie erfuhr. Wenn ich Albert schreibe, bekomme
ich überhaupt keine Antwort.
Unter diesen Umständen schien es, dass ich die Kinder überhaupt nicht sehen
könne, wenn ich jetzt, wie ich fest entschlossen war, im Juli nach Zürich käme. So
entschloss ich mich im letzten Augenblick, während ich in Göttingen Vorträge über
allgemeine Relativitätstheorie
vortrug,[3]
mich hier in Sellin zu erholen, wo sich
meine Cousine mit ihren Kindern eingemietet
hat.[4]
Hier werde ich bis 1. August
bleiben, weil ich so viel Erholung nötig habe. Vom 1. August an bin ich bereit, nach
Zürich zu kommmen, auch wenn meine Kinder so verhetzt sind, dass sie von mir
nichts wissen wollen; ich komme dann, um Sie wiederzusehen. Geben Sie mir eine
Zeit an zwischen 1. August und 1. Oktober; ich werde sicher kommen. Ich wäre
sicher am 15. Juli dort gewesen, wenn ich nicht durch die hässliche Karte abge-
schreckt worden
wäre.[5]
Ich habe meiner Frau die Kinder gelassen; sie sollte sie
nicht gegen mich mit Feindseligkeit erfüllen, weniger meinetwegen, als der Kinder
wegen, deren Gemüt dadurch verdüstert wird.
Schreiben Sie mir in Ihrer Antwort auch bitte, was meinem Kleinen gefehlt
hat.[6]
An ihm hänge ich besonders zärtlich, er war noch lieb zu mir und unverdor-
ben.
Antworten Sie bald ihrem aufrichtig dankbaren
A. Einstein
Villa Johanneshorst
Sellin (Rügen).
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 451].
[1]Einstein had touched on similar themes in his letter to Zangger nine days earlier (see Einstein to
Heinrich Zangger, 7 July 1915 [Vol. 8, Doc. 94]).
[2]Although he used quotation marks here, Einstein was paraphrasing his son Hans Albert’s words
in his letter of 28 June 1915 (see Vol. 8, Doc. 91a, in the present volume). Einstein also complained
to Zangger that he would not be able to see Hans Albert nine days earlier (see note 1).
[3]Einstein held six lectures there the week beginning Monday, 28 June, under the auspices of the
Wolfskehl Foundation.
[4]Elsa Einstein and her daughters, Ilse and Margot Einstein.
[5]Vol. 8, Doc. 91a, in the present volume.
[6]A year earlier, Eduard Einstein had suffered from an ear infection (see Einstein to Paul Ehren-
fest, 18 May 1914 [Vol. 8, Doc. 8], note 3). A couple of weeks later, Einstein repeated his concern
about Eduard’s weakness (see Einstein to Heinrich Zangger, between 24 July and 7 August 1915
[Vol. 8, Doc. 101]).
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