V O L U M E 8 , D O C U M E N T 3 7 6 a 1 2 9
Vol. 8, 376a. To Heinrich Zangger
[Lucerne,] Sonntag. [26 August 1917]
Lieber Freund Zangger!
Es geht nicht anders, ich muss abreisen, trotz Telegramm. Mein Pfarrer in Ben-
zingen schreibt mir, dass er meinetwegen zuhause bleibe und mich 1. September
erwarte, für welchen Fall ich ihm meinen Besuch in sichere Aussicht gestellt
hatte.[1]
Ich habe mich unter genauer Befolgung der von Ihnen gegebenen Vor-
schriften befriedigend erholt, wenn auch die lokale Empfindlichkeit noch nicht
ganz verschwunden
ist.[2]
Heute gehe ich nach Zürich, wo ich mich unter Frau Bes-
sos Pflege bis Sonntag
aufhalte.[3]
Ich habe mir einen Ruck gegeben und meiner
Frau angezeigt, dass ich sie aufsuchen
werde.[4]
Dabei werde ich alles mit ihr be-
sprechen. Man muss auch die Möglichkeit ins Auge fassen, sie für den Rest des
Krieges mit Tete im würthembergischen Schwarzwald oder im bayerischen Ge-
birge unterzubringen, was zusammen mit der Schwester möglich
wäre.[5]
So könn-
te der Junge dauernd in guter Bergluft sein, ohne dass wir finanziell ruiniert
würden.[6]
Hoffentlich haben Sie sich von der schmerzhaften Operation und Überarbeitung
gut erholt, sodass Sie wieder mit frischer Kraft Ihre Bürde aufnehmen
können.[7]
Bei mir ist das Sammeln von Kräften weniger nötig bei meiner ruhigen Lebenswei-
se und bei der Geringfügigkeit meiner Pflichten.
Herzliche Grüsse zum Abschied! Ihr
Einstein
Romain Rolland schrieb mir
zweimal;[8]
er ist doch ein weltfremder Geist, zu
weich, um der rauhen Wirklichkeit ehrlich ins Auge zu schauen.
Ich bitte Sie noch Ihrer Frau in meinem Namen nochmals herzlich zu danken für
alles, was sie an mir und meiner Familie geleistet hat.
AKS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 551]. The postcard is addressed “Herrn Prof. Dr. H. Zang-
ger Villa Maria Tarasp” and postmarked “Luzern 1 Briefvers 7–8 26.VIII.1917,” with secondary post-
marks “Vulpera (Graubünden) 28.VIII.17.VI–” and “Thusis 31.VIII.17–[-].” “Villa Maria” and
“Tarasp” are crossed out, and “Thusis Poste restante” is added in another hand. This new address is
also crossed out, and “Celerina Chalet Albres” is added in another hand.
[1]Einstein planned to spend at least ten days there (see Vol. 8, Doc. 374a, in the present volume).
[2]Einstein had been suffering from stomach ailments (see, e.g., Vol. 8, Doc. 370a, in the present
volume).
[3]Anna Besso-Winteler.
[4]Earlier that month, Einstein had indicated to Zangger that he was reluctant to visit his wife (see
Vol. 8, Doc. 370a, in the present volume).
[5]Eduard Einstein. Zora Maric; ’s residence was registered at Gloriastrasse 59 on 29 August 1917
(see her residence card, Einwohnerkontrolle, SzZ-Ar).
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