V O L U M E 8 , D O C U M E N T 4 9 4 b 1 5 3
[2]Upon Michele Besso’s departure for Rome, his wife had assumed important responsibilities in
the household of Einstein’s Swiss family (see Anna Besso-Winteler to Einstein, after 4 March 1918
[Vol. 8, Doc. 475]).
[3]Maja Winteler-Einstein’s report three weeks earlier of an altercation between her sister-in-law,
Anna Besso-Winteler, and herself along with her husband, Anna’s brother Paul Winteler, is given in
Vol. 8, Doc. 475b, in the present volume.
[4]Maja Winteler-Einstein and Paul Winteler.
[5]Anna’s feelings about her sister-in-law are clearly stated about this time: “My brother [Paul] is
also henpecked (mild but very energetic wife), as was Einstein’s father. The women are the strong sex
in this family and achieve whatever they wish through guile, kindness, threats, pleading.” (“Mein
Bruder steht eben auch unter dem Pantoffel (milde aber sehr energische Frau), wie es auch E.s Vater
war. Die Frauen sind in dieser Familie das starke Geschlecht u. erreichen durch List, Güte, Drohen,
Bitten alles was sie wollen.”
See Anna Besso-Winteler to Heinrich Zangger, early March 1918, SzZ,
Nachl. H. Zangger, box 27, [83 463]).
[6]See Vol. 8, Doc. 475b, in the present volume, which Paul Winteler later characterized as describ-
ing “our adventures in Zurich in a comical vein” (see Vol. 8, Doc. 561b, in the present volume).
Vol. 8, 494b. To Vero Besso
[after 28 March
1918][1]
Lieber Vero!
Ihr Brief hat mich sehr gefreut durch die feine und versöhnende Art, in der sie
heikle Dinge
behandeln.[2]
Der würdige Sohn seines
Vaters,[3]
der schon mit Über-
legenheit in die Dinge hineinsieht. Ich habe die Karte nicht bös gemeint. Es war
eine Art Abwehr gegen weitere Beschimpfungen; es war, wie wenn einer seinen
Schirm öffnet, der vom Hagel-Wetter überrascht wird. Berichte meiner Schwester
wirkten nicht in diesem Sinn. Sie hat den Empfang mit Humor dargestellt und
beschrieben.[4]
Was mich wirklich abschreckte, war der unerträglich anmassende
und hochmütige Ton, den Anna mir gegenüber
einschlug.[5]
Die Hilfe war wohlge-
meint und gerne gewährt, aber für mich derart schmerzlich und unerquicklich, dass
ich das ärgste Durcheinander noch vorziehe. Es war mein Fehler, dass ich sie um
etwas bat, was ihr nicht liegt. Sie hat nicht die konziliante Art, die man braucht, um
die Wogen der Leidenschaft zu glätten, auch nicht die Fähigkeit, den lieben Näch-
sten zu begreifen. Sie reagiert auf soziemlich alles einfach mit moralischer Entrü-
stung. Aber es war mein Fehler, sie um so etwas zu bitten, und ich danke ihr noch-
mals dafür, dass sie meine Bitte erfüllt hat.
Ich versuche jetzt, immer alles direkt mit meiner Frau
auszumachen.[6]
Sie
benimmt sich gegenwärtig auffallend gut und verständig gegen mich, und sie wird
damit gewiss keine schlechten Erfahrungen machen.— Doch genug von der Misere
des Privatlebens. Von Dostojewski las ich mit Liebe und Bewunderung die Memoi-
ren „aus einem Totenhause“ und gedenke auch noch alles andere von ihm zu
lesen.[7]
Er versöhnt, ohne einen über die fürchterlichen Härten des Lebens
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