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also wie immer, dass die „Stroßenbahner“ ihre Pflicht Pflicht sein ließen und heim-
gingen. Auf Bauplätzen wurd nicht gearbeitet und jeder Arbeiter ließ den Meister
im Stich. Das nannte sich Proteststreik von Zurich, was aber die Eidgenössischen
Betriebe unberürt ließ. Sofort wurde viel Militär nach Zürich gebracht, wahr-
scheinlich gegen 10’000 Mann. Montags abend kam plötzlich heraus, der General-
streik sei beschlossen für Dinstag unter der Führung des sog. Oltener Aktions-Ko-
mite’s.[5]
Jetzt war Telephon das einzige Mittel, sich zu benachrichtigen. Das sollte
aber nicht lange dauern: Ein Teil der Studentenschaft Zürichs bot sich der Regie-
rung zu jeder Hilfe an. Da kam plötzlich am Mittwoch abends 11h ein Blatt heraus
denn Zeitung gab es vorher auch nicht. Sie wurde von Studenten verkuft und von
Principalen gedruckt. Studenten halfen auch bei der Aufrechterhaltung des Postbe-
triebes. Züge fuhren auch einige, bedient von Ingeneuren und Militär. Abgesehen
von Zweimal, wo das Militär schießen mußte, um die Menge auseinanderzubrin-
gen, verlief der Streik in Zürich ganz ruhig. Und Freitags war wieder alles beim al-
ten Eine lustige Begebenheit wärend des Streiks war, dass die Tramschienen schon
am 3. Tage vollständig eingerostet
waren.[6]
Uns geht es ganz gut. Wie haben sich aber diese revolutionären Tage an deinem
Magen
gezeigt?[7]
Schreibe mir ein bisschen über die Zustände deiner Gesundheit
und Berlins. Teddi muss im Winter wieder nach Arosa wegen seiner Grippe aber
wir haben noch nichts für ihn
gefunden.[8]
Es ist alles überfüllt
Viele Grüße von Deinem
Albert.
ALS. [144 013]. Mileva Einstein-Maric; appended the following note in pencil after Hans Albert’s
signature: “In Deinem letzten Brief [Einstein to Mileva Einstein-Maric;, ca. 9 November 1918 (Vol. 8,
Doc. 647)] war eine Bemerkung der Zensur, dass nur Briefe mit Angabe des Absenders befördert wer-
den, bitte beachte das.”
[1]Dated by the reopening of the secondary school (see the following note).
[2]The fall vacation in secondary schools had been rescheduled because of the influenza epidemic.
Instruction was to resume on 11 November (see Vol. 8, Doc. 646a, note 6, in the present volume), but
was postponed until 25 November (see Jahresbericht 1918/1919, p. 10).
[3]A reference to the dramatic events in Berlin (see the preceding document, note 3).
[4]Three days earlier, Paul Winteler had also sent Einstein his description and analysis of the Swiss
general strike (see the preceding document and its notes 4 and 5).
[5]The Committee of Olten, drawn from the Swiss Social Democratic Party, trade-union members,
and national railroad workers (see the preceding document).
[6]Seven hundred students from the University of Zurich and the Swiss Federal Institute of Tech-
nology signed a pledge to support the authorities and foil the strikers’ attempts to paralyze public life
and factories (see Gautschi 1968, p. 295). For Paul Winteler’s account of the general strike, see the
preceding document.
[7]An allusion to Einstein’s gastric ailments (see Vol. 8, Doc. 513a, in the present volume).
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