D O C U M E N T 1 0 2 A U G U S T 1 9 2 0 3 7 3
102. To Paul Ehrenfest
[Berlin] 13. VIII. 20.
Lieber Ehrenfest!
Mit der Antrittsvorlesung ist es fast wie mit dem Maturitäts-Traum; es ist ein
Geschäftchen, das nie zu Ende geht, solange man
schnauft.[1]
Am 13. Oktober kann
ich noch nicht in Leiden sein, weil ich am 4. Oktober meine Buben nach Benzingen
bei Sigmaringen bestellt habe, die ich schon anderthalb Jahre nicht gesehen habe.
Ich schlage den 27. Oktober vor. Einen Frack habe ich Aber es ist nur sehr um-
ständlich, ihn nach Kiel, Nauheim, Hechingen, Benzingen, Leiden mitzuschlep-
pen. Vielleicht pumpt mir ein Leidener von ungefähr meinem Format einen
Frack—ich will wagen, den meinigen hier zu lassen und werde ihn mitbringen.
Sorget bitte recht bald für das Passvisum, da ich am 10. September Berlin verlasse
und nicht vor Holland zurückkehre. Bogen und Kasten werde ich
kaufen.[2]
Ich bin
Dir ja noch schuldig von den 20000 M; Rechnung zu kompliziert für mein armes
Hirn.[3]
Du hast nichts mehr zu zahlen und hast noch meiner Meinung nach eine
gewisse Chance, Dich mit Recht beschissen fühlen zu dürfen. Vergiss auch nicht,
dass ich Dir für den Aufenthalt noch schuldig bin; dies Problem ist fast so schwie-
rig wie das magnetische. Deine Darlegungen darüber habe ich in der Hauptsache
begriffen.[4]
Wenn das Gadol. Sulf. bis tief hinunter Langevins Gesetz erfüllt, so
beweist dies, dass die orientierenden Kräfte äusserst schwar sind. Noch tiefer muss
es endlich doch degenerieren. Die Quantenbehandlung leidet an der Schwierigkeit,
dass man nicht weiss, ob Quantenzustände mit dem Winkel null und zwischen
Magnetaxe und Feld möglich
sind.[5]
Es wäre sehr schön, wenn Langevin und
Weiss
kämen.[6]
Ersteren habe ich besonders ins Herz geschlossen. Jammere nicht
und sei kein Selbstschinder. Von dem Menschenrechte, mit dem Alter immer düm-
mer und fauler zu werden, dürfen wohl auch wir Gebrauch machen. Wir erwerben
dadurch das Verdienst das Gewissen anderer zu entlasten....
Seid herzlich gegrüsst von Euerm
Einstein.
Von einer in Nauheim geplanten Dummheit weiss ich noch nichts. Du machst mich
neugierig.[7]
Es wird nicht die erste und nicht die letzte sein!
AKS. [9 506]. The postcard is addressed “Herrn Prof. Dr. P. Ehrenfest Witte Roozen Str. Leiden (Hol-
land),” with return address “Abs. A. Einstein Haberlandstr. 5.,” and postmarked “Berlin W. 30
13.8.20. 8–9N[achmittags].”
[1]On the preparation for Einstein’s inauguration as Special Professor at Leyden, see Doc. 99, to
which this letter is a reply. In Einstein 1917h (Vol. 6, Doc. 49), Einstein stated that many men suffer
nightmares until late in life because of their experience with the final secondary school examination.
[2]On the purchase of a violin case and bow, see Doc. 99.
[3]Several months earlier, Ehrenfest had given Einstein 20,000 marks for a piano to be bought for
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