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152. From Stefan Zweig
Salzburg 22. Sept. 1920
Hochverehrter Herr Professor,
ich glaube nicht gegen Ihre innere Meinung verstossen zu haben, wenn ich jene
beigelegte Erklärung veröffentlichte (in einer Wiener Zeitung.) Jenes Telegramm
aus Salzburg hatte ich nur unter der ausdrücklichen Reserve unterzeichnet, dass es
Ihnen persönlich zugehe und nicht veröffentlicht werde, was offenbar aber
geschah,[1]
ehe Sie es selbst in Händen
hatten.[2]
Zweifellos empfinden Sie eine
solche Affichierung einer sehr echten Sympathie ebenso peinlich als ich und sehen
in der Aufklärung des Sachverhalts—Aussenstehende hätten ja meinen können, die
Veröffentlichung sei von Ihnen erfolgt—nur eine Bereinigung.
Ich mag mir denken, was Sie unter Zudringlichkeit wie unter feindlicher Gehäs-
sigkeit jetzt zu leiden haben: möge Ihnen bald wieder die Stille gegeben sein, in der
Sie Ihr Werk weiter entwickeln. Ich nehme den Anlass herzlich wahr um Ihnen
meine bescheidene aber sehr innige Verehrung zu sagen. Ergebenst
Stefan Zweig
ALS. [34 305].
[1]“Eine Sympathiekundgebung für Professor Einstein,” Neue Freie Presse, 1 September 1920. See
Doc. 117, descriptive note, for German newspapers in which it was published.
[2]Doc. 117.
153. To Ilse Einstein
[Bad] Nauheim. [On or before 23 September 1920]
Liebe Ilse!
Dank Dir für alles. Bist eine tüchtige, brave
Tochter.[1]
Sag meinetwegen im
Volkster. Bund zu. Thema: Physikalische Grundlagen der
Relativitätstheorie.[2]
Morgen ist der letzte Tag der hiesigen Naturforscher-Versammlung (für
mich).[3]
In Kiel wars prächtig, hier
weniger.[4]
Mama kam heute ebenfalls
hierher.[5]
Seid
recht vergnügt. Grüsse an Euch beide, auch an
Anna[6]
von Deinem
Albert.
Verzeih Strafporto. Bin in Eile.
Grüsse an
Grosseltern.[7]
Werde allen schreiben, wenn ich mehr Ruhe habe.
AKS. [122 763]. The postcard is addressed “Frl. Ilse Einstein Haberlandstr. 5 Berlin,” and postmarked
“Bad Nauheim 23.9.20. 9–10V[ormittags].” The card bears a stamp “Porto.”
[1]Ilse was forwarding Einstein’s mail to him in her capacity as his secretary (see Doc. 32).
[2]A lecture for the Schwäbische Sternwarte Society in Stuttgart that Einstein had already decided
to deliver two weeks earlier (see Doc. 140, note 8).
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