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Lage, die in Aussicht gestellte Rechtfertigung zu schreiben und muss Sie ersuchen,
von meinen früheren Aeusserungen über Ihr Büchlein der Oeffentlichkeit gegen-
über keinen Gebrauch zu machen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
TLC. [44 969]. Addressee’s name is typed at the bottom of the letter: “Herrn Dr. Harry Schmidt
Hamburg-Altona.”
[1]Doc. 217.
220. From Maja Winteler-Einstein
Luzern, 6 Dezember 1920.
Meine Lieben!
Eure beiden Briefe haben mich aus einer quälenden Sorge gerissen. Ich wußte
gar nicht, was aus Euch werden würde nach den unangenehmen Erlebnißen in Ber-
lin u.
Nauheim.[1]
Nun Ihr scheint Euer alles Leben weiter zu leben u. damit kann
ich mich ja zufrieden geben, denn das war immer harmonisch u. nett. Lieber Albert,
Dir danke ich speziell dafür, daß Du an meinen Geburtstag gedacht hast (eigentlich
müßte ich wohl doch Dir danken, liebe Elsa, Du wirst ihn gerupft
haben.)[2]
Es hat
mich riesig gefreut wieder etwas direkt von Dir zu hören.
Wir haben die guten Wünsche gegewärtig besonders nötig, denn wir gehen einer
ziemlich unsicheren Zukunft entgegen. Pauli hat sich in letzter Zeit in seinem Be-
amtenleben so sehr aufgeregt, daß er mit seinen Nerven sehr herunter ist u. einer
längeren Erholung dringend
bedarf.[3]
Weil die Gesundheit schliesslich wichtiger
ist, als ein größeres Einkommen, haben wir uns nach reiflicher Überlegung zur
Pensionierung
entschloßen.[4]
Schon dieser Schritt allein hat Pauli etwas beruhigt.
Wir haben unsere Wohnung auf ein Jahr vermietet u. gehen nun (etwa am 20. Dez.)
für 4–6 Wochen ins Vorarlberg, damit Pauli seine Nerven in der Höhenluft stärken
kann. Wir haben dann im Sinn nach Paris zu gehen, wo Pauli sich als Rechtskon-
sulent für Schweizer Firmen u. Journalist betätigen will. Ich hätte Aussicht durch
einige unserer Freunde im Kunsthandel beschäftigt zu werden. Das sind vage Plä-
ne, doch die solide Basis ist die Pension, die uns bei sehr bescheidenen Ansprüchen
das Leben fristen kann. Mit diesem jetzt fälligem Jahresbetrag, der uns von der
S. A. G. zukommt, sind wir unserer Schulden, Gott Lob u. Dank! vollkommen le-
dig. An Luzern hänge ich gar nicht, ich freue mich
wegzukommen.[5]
Liebe Elsa, Dein langer Brief hat mich besonders gefreut, denn er hat mir von
so vielen Verwandten berichtet, von denen ich sonst überhaupt nichts mehr höre.
Die arme Marie hat mir immer sehr leid getan, doch was kann man für sie
tun?[6]
Sie war nie sehr klug, aber geradezu schwachsinnig schien sie mir auch nicht. Die
Sorgen u. das Elend werden sie wohl sehr hernehmen. Jetzt wird’s bald ein Jahr,
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