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wäre schändlich und hätte nur das eine Gute, dass Sie die nächste Gelegenheit, ei-
nen für Sie passenden Wirkungskreis zu finden nicht vorüber gehen liessen. Schrei-
ben Sie mir doch genauer wie das zuging! Hoffentlich realisiert sich die Sache in
Paris, dass Sie bald die Antwort geben können, welche die Canaillen
verdienen.[3]
Wer steckt da dahinter?
Von Gnehm erhielt ich die Nachricht, dass mich der Schulrat gewählt
habe.[4]
Nun ist es kein Zweifel, dass ich gewählt werde, aber Ihre Mitteilung vergällt mir
die Freude darüber. Debijes Ernennung freut mich
sehr.[5]
Vielleicht bleibt er in Zü-
rich, sodass wir dort zusammen sein
können.[6]
Ich habe eine thermodynamische
Arbeit über Lichtreaktionen geschrieben, in der einwandfrei dargethan wird, dass
die Strahlungsenergie h der Frequenz nötig ist, um ein Molekül zu
zerspalten.[7]
Man wird dadurch bis zu einem gewissen Grade von der Quantentheorie unabhän-
gig. Mit der Sache über die Reststrahlen ist es doch nicht so einfach als ich meinte.
Rubens teilte mir Beobachtungen
mit,[8]
aus denen die Realität der beiden Reflexi-
onsmaxima bei NaCl hervorgeht. In der Hauptsache wird aber die Sache doch zu-
treffen—sie ist nur durch Absorptionseigenschaften
verdunkelt.[9]
In Berlin haben
sie nun noch gefunden, dass sich gasförmiger Wasserstoff bei genügend tiefen
Temperaturen wie ein einatomiges Gas
verhält.[10]
Ich habe eine Theorie dazu ge-
macht, deren Basis jedoch nicht sicher
ist.[11]
Ich werde Ihnen dann davon erzäh-
len. Die Columbia Universität in New York hat mich für nächsten Herbst eingela-
den zum Vortragen. Ich gehe aber nicht
hin.[12]
Nach Wien gehe ich auch nicht. Ich
mag diese öffentliche Vortragerei
nicht.[13]
Abraham hat meine Gravitationssache
zu einer geschlossenen Theorie ergänzt, aber bedenkliche Denkfehler dabei ge-
macht, sodass die Sache wohl unrichtig
ist.[14]
Das kommt davon, wenn man for-
mal operiert, ohne dabei physikalisch zu denken!
Seien Sie von Herzen gegrüsst von Ihrem
Einstein
Ich freue mich sehr, bis wir uns wiedersehen. Vielleicht zeigt sich vor dem Som-
mer wieder einmal ein braver Patient in Prags
Nähe![15]
Beste Grüsse von Haus zu Haus!
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 492]. An incomplete version of this document was pu-
blished as Vol. 5, Doc. 344.
[1]Year provided by reference to Debye’s appointment.
[2]Zangger was appointed full professor as of the summer semester of 1912 (Festschrift zur 150-
Jahr-Feier der Universität Zürich, 19331983. Zürich: Rektorat, 1983).
[3]Zangger was considering taking a position in industry in Paris (see Einstein to Emil Zürcher Jr.,
29 January 1911 [Vol. 5, Doc. 251], and Einstein to Heinrich Zangger, 7 April 1911 [Vol. 5,
Doc. 263]).
[4]See Robert Gnehm to Einstein, 23 January 1912 (Vol. 5, Doc. 341). Robert Gnehm (1852–1925)
was president of the Swiss School Council (Schweizerischer Schulrat).
[5]Peter Debye (1884–1966) had been promoted from extraordinary professor to full professor at
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