BEITRAG FÜR SEIN LEBENSBILD xlix Einstein, starb im besten Mannesalter u. blieb dem Enkel unbekannt.[2] Er lebte in Buchau am Federsee u. soll als intelligenter u. rechtlich denkender Mann eine grosse Achtung in weitem Umkreis genossen haben. Die Gross- mutter väterlicher Seite- Frau Hindel- starb, als der Enkel im frühesten Kindesalter stand.[3] Ihre geistigen Fähigkeiten waren, wie es scheint, wenig hervorragend. Der Grossvater mütterlicher Seite hiess Julius Derzbacher, nahm indessen den Familiennamen Koch an. Er stammte aus Jebenhausen u. übte zuerst in einfachen Verhältnissen den Beruf eines Bäckers in seinem Heimatdorf aus. Später lebte er zusammen mit seinem Bruder in Cannstatt u. es gelang ihnen durch Getreidehandel ein ansehnliches Vermögen zu erwerben.[4] Die Familien beider lebten im gemeinsamen Hause u. Haushalt, u. die Hausfrauen führten gemeinsame Küche, indem jede abwechslungs- weise je eine Woche Regiment u. Verantwortung übernahm. Ist ein solches Verhältnis- wohl nicht bloss in Deutschland- etwas seltenes, so war es um so bemerkenswerter, als es jahrzehntelang ohne jegliche Reibung bestand. Julius Koch war, wie er durch seine kaufmännischen Fähigkeiten bewies, von besonders praktischer Intelligenz u. grosser Energie. Alles Theoretisieren lag ihm fern. Mit dem Reichtum kam eine Neigung über ihn das Kunst- Mäzenatentum auszuüben, doch tat er das in kleinem Stil u. nach dem Prinzip seines Berufes, d.h. möglichst wenig dafür auszugeben. Dabei unterlief es ihm leicht, dass er Kopien für echte Bilder erwarb. Einmal nahm er einen armen Künstler, den er zufallig auf dem Spaziergang angetroffen, in das Haus auf, damit er ihm den Grundstock für eine künftige Ahnengalerie lege. So entstand auch ein Kinderbildnis Albert Einsteins, das noch heute im Besitze der Schreiberin existiert. Ob der arme Maler dabei mehr als freien Unterhalt verdiente, ist allerdings zu bezweifeln. Anderseits war Grossvater Koch es zufrieden, wenn an Stelle echter Kunst die Kunstfertigkeit, in diesem Falle die "Ähnlichkeit" zum Ausdruck kam. Seine Frau, die Grossmutter mütter- licher Seite, hiess Jette Bernheim,[5] war stiller u. fürsorglicher Natur u. dabei, wie aus noch bestehenden Schulaufsätzen ersichtlich, überaus klar u. metho- disch. Den Härten, welche die cholerische Gemütsart Grossvater Kochs etwa mit sich brachten, begegnete sie mit entwaffnendem Humor. Sie war recht eigentlich die Seele des merkwürdigen Haushalts der beiden Bruderfamilien. [2] Abraham Ruppert Einstein (1808-1868). [3] Helene Moos (1814-1887), married in 1839. [4] Julius Dörzbacher (1816-1895) (spelling according to Tänzer). The family name was changed to Koch in 1842. He and his brother Heinrich moved from Jebenhausen to Cann- statt in 1852, where they founded their grain– trading business. [5] Jette Bernheimer (1825-1886), married in 1847 (spelling according to the Familien- Register, Cannstatt, an excerpted copy of which is in the Einstein Archive, in the folder "Family Tree").
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