BEITRAG FÜR SEIN LEBENSBILD lix brauchte u. auf die vom Lehrer gewünschte sofortige Reflexantwort etwas warten liess. Von seiner Spezialbegabung für Mathematik war vorderhand nichts zu bemerken, er war nicht einmal ein guter Rechner im Sinne der Geläufigkeit, wohl aber zuverlässig u. ausdauernd. Er fand auch mit Sicherheit immer den Weg schwierige eingekleidete Aufgaben zu lösen, wenn ihm auch beim Ausrechnen leicht ein Rechenfehler unterlief. Zuhause wurde streng darauf gehalten, dass die Schulaufgaben gemacht waren, bevor das Spiel beginnen durfte keine Entschuldigung wurde bei Zuwiderhandlungen gegen dieses Gebot von den Eltern gelten gelassen. Sehr bezeichnend für seine Anlagen waren nun die Spiele des kleinen Albert. Meist waren es Geduldspiele, Laubsägearbeiten, Erstellung komplizierter Bauten mit dem bekannten Ankersteinbaukasten, am liebsten aber der Bau viel- stöckiger Kartenhäuser, womit er seine Musse ausfüllte. Wer weiss, welcher Geduld u. Genauigkeit es bedarf, um auch nur drei- bis vierstöckige Karten- häuser aufzuführen, der wird sich über den noch nicht zehnjährigen Knaben verwundern, dem es gelang sie bis vierzehn Stock hoch zu bauen. Ausdauer u. Beharrlichkeit steckten also ganz offensichtlich in ihm u. kamen später immer mehr zur Entwicklung. Dieselbe Eigenschaft, die seine Mutter nie ermüden liess bei der Ausführung noch so langwieriger u. komplizierter Handarbeiten, kam beim Sohne vorerst beim Spiel, später beim wissenschaftlichen Arbeiten zum Vorschein. Gar viele haben etwa im Leben einen genialen Einfall, einen originellen Gedanken u. führt sie doch zu nichts. Erst durch die Beharrlichkeit, die nicht ruht bis alle Unklarheiten ausgemerzt u. alle Schwierigkeiten überwunden sind, vermag ein Gedanke Gestalt anzunehmen u. als wirklich genial erkannt zu werden. Mit seinem Eintritt in die Volksschule musste auch der in Bayern damals obligatorische Religionsunterricht begonnen werden. In der Familie selbst herrschte ein freisinniger, in religiöser Beziehung dogmenfreier Geist, den beide Eltern schon von zu Hause mitgebracht hatten. Von religiösen Dingen u. Vorschriften wurde nicht gesprochen. Da nun aber Albert Religionsun- terricht haben musste von Gesetzes wegen, so liess man ihn im Hause von einem entfernten Verwandten erteilen, wodurch ein inniges Religionsgefühl in ihm geweckt wurde.[42] Er hörte von einem göttlichen Willen & von Gott [42] The only Jewish primary school in Munich had closed in 1872 (Dingfelder 1927, p. 354). Jewish religious instruction given at a nearby school (Petersschule on Rosenthal) was open to pupils from Einstein's school (Heinrich Friedmann to Königliche Lokal- kommission der Haupt- u. Residenzstadt München, 13 October 1887, GyM-Ar, Schul- amt 2020) but his parents evidently preferred to give him private instruction. He is reported to have attended also the regular Catholic religious instruction given at his school (Kayser 1930, p. 30 Moszkowski 1921, p. 219). This included Bible stories and catechism classes (see Appendix B). It is unlikely he took part in the latter. For further discussions of Einstein's early religious feelings, see Einstein 1979, p. 2, and Kayser 1930, pp. 28-30.
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