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kürzere Artikel etwa für die Beilage der Vossischen Zeitung könnte gedacht wer-
den. Alles unter der Voraussetzung, dass er populär schreiben kann.
Ihr
Brief[8]
hat mir viel Freude gemacht und ich danke Ihnen recht herzlich da-
für. Sie können Sich denken, dass mir Ihr Urteil von besonderem Werte ist. Sehr
leid ist mir, dass ich nicht Gelegenheit habe und auch keine Aussicht dafür vorhan-
den ist, hie und da mit Ihnen zusammensein zu können. Sie werden Sich nun viel-
leicht denken, dass ich die Gelegenheit in Prag besser hätte ausnützen können.
Aber das war leider nicht möglich. Die außerordentliche Bedeutung Ihrer Ideen
war mir ja damals auch schon klar. Dafür ist Ihre Berufung nach Prag ein experi-
menteller
Beweis.[9]
Aber ich war damals mit Ihren Gedanken noch nicht im Rei-
nen und ich rang damit, sie in meine erkenntnistheoretischen Gedanken oder Denk-
weise einzufügen—was vielleicht für eine an Mach orientierte Denkweise beinahe
widerspruchsvoll erscheint. Und doch ist es so. Ich bin aber, sagen wir, zu schwer-
fällig, um in Diskussionen Klarheit zu suchen oder zu gewinnen. Und so kam es so,
wie es kam—ich musste mir meinen Weg selbe[r] suchen.
Hier gehen Gerüchte, dass Sie nach Leyden gehen wollen—einige sprechen
auch von Zürich. Es täte mir leid, für Deutschland, für Planck und Lise
Meitner.[10]
Mit den herzlichsten Grüßen Ihr
Lampa
ALS. [15 054]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
[1]Lampa (1868–1938) was Head of Public Education (Referent für Volksbildungswesen) at the
Austrian Department of Education (Unterrichtsamt).
[2]Being in desperate personal circumstances, Richard von Schubert-Soldern (1852–1935) had
asked Einstein for his help (see Richard von Schubert-Soldern to Einstein, 20 April 1920 [Vol. 9,
Doc. 385]). Einstein had forwarded the letter to Lampa, asking whether Lampa could do anything for
Schubert-Soldern (see Einstein to Anton Lampa, between 20 April and 12 May 1920 [Vol. 9,
Doc. 387]).
[3]Karl Kelle. Einstein was Professor at the German University in Prague for three semesters in
1911 and 1912.
[4]According to the Treaty of St. Germain-en-Laye of September 1919, which entered into effect
on 16 July 1920, the region of Görz (Gorizia) was to be ceded by Austria to Italy.
[5]Schubert-Soldern was receiving a minimal Austrian pension in recognition of his being a pro-
fessor at the German Gymnasium in Görz for twenty years (see Richard von Schubert-Soldern to Ein-
stein, 20 April 1920 [Vol. 9, Doc. 385]).
[6]Before going to Görz, Schubert-Soldern taught philosophy at the University of Leipzig from
1882 until 1898 (see Richard von Schubert-Soldern to Einstein, 20 April 1920 [Vol. 9, Doc. 385]).
[7]Beer 1920. In fact, a fifth, an unchanged reprint, appeared also in 1920 with a preface, dated
“September 1920.”
[8]Possibly a nonextant response to the letter from Lampa to Einstein, 3 March 1920 (Vol. 9,
Doc. 338), in which Einstein may have commented on two short papers that Lampa had sent him
(Lampa 1918 and 1919).
[9]Lampa had become professor at the German University in Prague in 1909, and supported Ein-
stein’s appointment as full professor in Prague in 1911. For a historical account of their respective
appointments, see Kleinert 1975.
[10]Max Planck; Meitner (1878–1968) was Professor of Physics at the University of Berlin and
Head of the Physics Department at the Kaiser Wilhelm Institute for Physical Chemistry and Electro-
chemistry.
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