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Dass Sie, ausgerechnet Sie, sich ernstlich dagegen verteidigen müssen, dass Sie
abschreiben und die Kritik scheuen, ist ja wirklich ein Hohn auf jede Gerechtigkeit
und Vernunft.—
Die süddeutschen Monatshefte haben Sie um einen Artikel gebeten und sorgen
sehr um Ihre Antwort. Sie können sie auch, wenn es Ihnen lieber ist, an mich geben.
Aber wir müssen sie wegen der weiteren Einteilung so bald als irgend möglich ha-
ben. Die Süddeutschen werden viel gelesen und sind ein angesehenes Organ; Sie
können darin nebenbei auch gegen die „Wanzen“ Stellung nehmen. Ihre Erklärung
im Berliner Tageblatt habe ich nicht gelesen, sie wird von anderen nicht als sehr
glücklich und Ihnen nicht ganz ähnlich
beurteilt.[7]
Das mit den Wanzen aber war
gut.[8]
Das B. T. scheint mir eigentlich nicht der rechte Ort um mit den Radau-
Antisemiten
abzurechnen.[9]
Es würde uns sehr freuen, wenn Sie bei den Südd.
mittäten.
Ich hoffe, Sie haben inzwischen schon wieder Ihr philosophisches Lachen ge-
funden, und das Mitleid mit Deutschland, dessen Qualen sich wie überall in Pro-
gromen äussern. Aber nichts von Fahnenflucht!
Herzlich Ihr
A. Sommerfeld.
Ich habe Grebe gebeten, in Nauheim seine Aufnahmen zu demonstriren. Er wird es
tun. Für die Diskussion scheint mir diese Frage jetzt am wichtigsten. Sie werden
doch sicher nach Nauheim
kommen?[10]
ALS. Einstein/Sommerfeld 1968, pp. 65–69; Sommerfeld 2004, pp. 82–84. [21 339].
[1]See Doc. 111.
[2]Doc. 123. See also Arnold Sommerfeld to Max Wolf, 30 August 1920 (GyHeidU, Hs. 3695 E).
[3]Philipp Lenard (1862–1947) was Director of the Physical Institute at the University of Heidel-
berg. For his association with Paul Weyland, see Vol. 7, the editorial note, “Einstein’s Encounters with
German Anti-Relativists,” pp. 101–113; Ernst Gehrcke.
[4]Friedrich von Müller (1858–1941), Professor of Internal Medicine at the University of Munich
and presiding officer for the Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) at its upcom-
ing Bad Nauheim meeting; for his opening address, see Müller 1921 and Vol. 7, the editorial note,
“Einstein’s Encounters with German Anti-Relativists,” p. 108. Max von Laue, in letters of 25 and 27
August 1920, had informed Sommerfeld of the events in Berlin (Sommerfeld 2004, pp. 80–82) and
called on him as president of the German Physical Society to arrange in Bad Nauheim the issue of a
“counter-resolution” (“Gegenresolution”) that rejected the recent degeneration of the scientific
debate. He further suggested that Sommerfeld contact Max Planck, who was a member of the
GDNÄ’s presidium, at the time in Bavaria.
[5]Max von Laue had written Sommerfeld on 27 August (see note 4) that Einstein intended to leave
Germany (Laue’s wife had visited the Einsteins the night before). He attributed the decision to the fact
that apparently other academics (see Doc. 123, note 2) had agreed to lecture in Weyland’s series (see
also Doc. 111).
[6]Jean Jaurès (1859–1914), Socialist member of the French Chamber of Deputies, was killed
because of his pacifist convictions; Bertrand Russell (1872–1970), mathematician and philosopher,
had in 1916 been deprived of his lectureship at Trinity College, Cambridge, for his involvement on
behalf of conscientious objectors and in 1918 was sentenced to six months’ imprisonment for writing
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