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Einstein, Ihr »bescheidener« Freund—gab ja selbst die Erlaubnis“. Dann nützt es
uns nichts mehr, zu beteuern, Sie erlaubten aus Schwäche, aus Gutmütigkeit. Nie-
mand wird das glauben (das sagt mir auch hier mein Vater, der mit Moszkowski
studierte und mir vielerlei von ihm
erzählte).[8]
Die Tatsache besteht ja dann ein-
fach, daß ein Mann, noch in dem Anfang der Vierziger stehend, also bei jungen
Lebzeiten, einem der widerwärtigsten deutschen Schriftsteller die Erlaubnis erteil-
te, seine Gespräche aufzuzeichnen.— Kennte ich Sie nicht, ich würde nicht einem
einzigen anderen Lebenden, auf den obige Tatsache zuträfe, Harmlosigkeit zuge-
stehen. Ich würde unbedingt an Eitelkeit glauben. Dies Buch wird für alle, außer
etwa 4–5 Freunde von Ihnen, Ihr moralisches Todesurteil bedeuten. Es würde nach-
träglich die beste Bestätigung für die Anschuldigung der eignen Reklame
sein.[9]
Wir Freunde sind aufs tiefste erschrocken ob dieser Aussicht. Das Buch—wenn
es irgendwo erscheint, ist das Grab Ihrer Ruhe für immer und überall.
Ich sehe jetzt auch ganz klar, wieso Moszk. sich Ihnen immer aufgedrängt hat.
Er witterte die Goldgrube. Jedes mit einer Mark bezahlte Ei, das er Ihnen während
Ihrer Krankheit
aufdrängte,[10]
war eine gut angelegte Spekulation. Für jede Mark
verdient er nun tausend.
Hätte Moszk. auch nur ein Spur von wirklichem Herzensinteresse für Sie, so
wäre er der Erste der—zumal nach der Hetze der letzten
Zeit[11]
—freiwillig auf
Herausbringen des Buches verzichtete. Daß er es—selbst auf Bitten der Freunde
(Freundlich—Max)[12]
nicht tut, gibt Ihnen das Recht, hart zu sein.
Bitte beruhigen Sie uns gleich über diese unsre Sorge, die uns Tag u. Nacht ver-
folgt. Max schreibt mir gerade heute: „Eben kommt ein Eilbrief von Freundlich mit
der Antwort von Moszkowski, die natürlich ablehnend lautet u. einen eitlen alten
Esel verrät. Ich weiß noch nicht, was ich tun soll. Ich würde das so gerne mit Dir
besprechen; jeden Tag habe ich solche Sorgen.“
Bitte, lieber Fr eund, zerstreuen Sie schnell unsre Sorgen und lehnen Sie Rat und
Bitte nicht ab. Ich werde nie und zu Niemandem über diese ganze Geschichte spre-
chen, denn ich hab’s ja nun zur Genüge gehört, wie gräßlich es Ihnen ist, wenn Wei-
ber sich in Ihre Angelegenheiten
mischen.[13]
„Weiber sind ja nur zum Kochen da“,
aber sie können auch mal überkochen.
Ihre
Hedi Born.
Ich habe noch mit Vater über die juristischen Konsequenzen Ihrer Zurücknahme
gesprochen,[14]
da Max mir eben telefonisch mitteilt, daß Moszk. geschrieben ha-
be: „er habe seine Rechte bereits an den
Verleger[15]
abgetreten“. (Dieser schlaue
gemeine Kerl!) Es liegt nun vermutlich so, daß der Verleger eine Entschädigungs-
summe verlangen wird u. daß es zu einem Prozeß kommen kann. Es ist möglich,
sagt Vater, daß der Richter dann entweder eine rel. geringe Summe (f. d. bereits ge-
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