4 6 0 D O C U M E N T 1 7 5 O C T O B E R 1 9 2 0
Frau
geschrieben.[3]
(Daß sie übrigens auch Deinen Namen in Gold verwandeln
will, indem sie mich nach Amerika schickt, bereut sie
schon;[4]
die armen Weiber
haben die ganze Plage des Daseins und greifen nach jeder Erleichterung). Du musst
den Moszkowski abschütteln, sonst hat der Weyland auf der ganzen Linie gesiegt,
Lenard und Gehrcke
triumphieren.[5]
Nach Beratung mit Sachverständigen ist dieser Weg der beste: Du schreibst en-
ergisch an Moszkowski, nachdem man Dir „Reklame“
vorgeworfen,[6]
könntest Du
in die Veröffentlichung der Gespräche nicht einwilligen, zumal die Anzeige im
Buchhändler-Börsenblatte den Gegnern neue Handhaben böte. Wenn M., wie zu
erwarten, ablehnt, erwirkst Du bei der Staatsanwaltschaft eine vorläufige Verfü-
gung gegen das Erscheinen des Buches und sorgst dafür, daß das in die Zeitungen
kommt (oder wir sorgen dafür). Die nähere Form, wohin der Antrag zu richten ist,
werde ich Dir noch mitteilen. Sachverständige haben festgestellt, daß ebensowe-
nig, wie jemand das Bild eines andern ohne dessen Einwilligung veröffentlichen
darf, auch gesprächsweise geäußerte Gedanken von einem andern gedruckt werden
dürfen. Dieser Weg ist darum richtiger, als daß Du Dir Druckbogen kommen lässt
und sie durchliest, weil Du dann gar keine Verantwortung für das Buch hast. An-
dernfalls würde, wenn in der Vorrede steht, Du habest die Korrekturen gelesen und
gebilligt, aller Dreck, der durch das Buch aufgeworfen wird, auf Dich fallen. Ich
beschwöre Dich, mach es so, wie ich schreibe. Andernfalls: Ade Einstein! Dann ha-
ben Deine jüdischen „Freunde“ erreicht, was die Antisemitenbande nicht gekonnt
hat.[7]
Verzeih die Aufdringlichkeit meines Briefes, aber es geht um alles, was mir (und
Planck,
Laue,[8]
u. a.) teuer ist. Du verstehst das nicht, Du bist ein kleines Kind.
Man liebt Dich, und Du musst gehorchen; und zwar einsichtigen Leuten (nicht Dei-
ner
Frau).[9]
Willst Du mit der Sache überhaupt nichts weiter zu tun haben, so gib mir schrift-
liche Vollmacht. Ich fahre, wenn nötig, nach Berlin oder nach dem
Nordpol.[10]
Dein
Born.
ALS. Einstein/Born 1969, pp. 65–66. [8 153].
[1]The advertisement appeared in the Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Frankfurt edition,
7 October 1920. The book was to be entitled Gespräche mit Einstein. Gemeinverständliches über die
Relativitäts-Theorie und über ein neues Weltsystem, and to be published jointly by F. Fontane & Co.
and Hoffmann und Campe. The advertisement stated that by means of the book, Einstein “wanted to
turn to a wide audience again” (“er wollte sich ja auch hier wieder an das große Publikum wenden”).
[2]Two days earlier, Einstein had written Born that he had informed Alexander Moszkowski that
his planned publication would not be permitted to appear, but that he considered Hedwig Born’s opin-
ion of Moszkowski too harsh (see Doc. 174).
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