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er meines Mannes Zustand sah und sein dringendes Bitten hörte, sagte er ihm zu-
nächst die Gewährung zu u. telegraphierte sofort nach Leipzig um den Druck des
Werkes, das fast vollendet ist, aufzuhalten. Er versprach auch, da er meinem Mann
ja sehr verpflichtet ist, die erwachsenen Kosten auf sich zu nehmen u. seinen Mit-
verleger—es ist ein neuer Verlag für das Werk gegründet: Fontane u. Hoffmann u.
Compe— zu der gleichen Stellungnahme zu überreden.
Das war Freitag.
Sonnabend u. Sonntag hörten wir nichts. Aber Montag in einer Zusammenkunft,
erklärten beide Verleger, daß es ihnen unmöglich sei ihr Wort zu halten, die Sache
sei nicht aufzuhalten, sie könnten vor den vielen Buchhändlern die bereits bestellt
haben sich nicht dieser Blamage aussetzen, man würde ihre Firma in Miscredit
bringen u. nie wieder auf ihre Angebote antworten. Es stelle sich auch jetzt schon
heraus, dass das Opfer ein zu großes wäre.
Alle Vorstellungen meines Mannes halfen nichts, er erbot sich zu jedem Opfer,
er selbst wollte außerdem auf Alles verzichten, aber die Verleger wollen absolut
den großen Gewinn an den sie glauben, nicht aufgeben.
Was soll ich Ihnen noch sagen? Ich bin erschöpft durch die Aufregung der letz-
ten Tage.
In dem Vorspruch des Werkes wird noch angefügt, dass Sie das Buch nicht ge-
lesen haben u. nur mein Mann für die Verfasserschaft verantwortlich
ist.[2]
Und nun denke ich, dass Sie heute schon, wo Sie so schöne Zeiten mit Ihrem
Freund u. den Buben verlebt haben, all den ungerechtfertigen Gedanken etwas ent-
rückt sind. Wer oder was kann Ihnen schaden? Wie wenige von Ihren Freunden u.
Beratern sind ganz neidlos? Wollen sie nicht Alle etwas von Ihnen? Nutzen sie
nicht Ihren Namen zu ihrem Vorteil? Und gerade meinem Alex soll es verwehrt
sein? Würde das Ihre Neider zum Schweigen bringen? Große Männer sind eine
gute Zielscheibe, leicht zu treffen, aber die Pfeile müssen an Ihnen abgleiten.
Ich hoffe und denke, dass Sie bei Ihrem Gerechtigkeitsinn keinen Schatten auf
unsere Freundschaft fallen lassen. Mein Mann ist ohne Schuld, u. wie viel er zu op-
fern bereit war, wird sich ja erst mit der Zeit herausstellen.
Sie würden uns beglücken, wenn Sie uns ein Wort der Beruhigung zu kommen
ließen, sei es auch durch Else.
Wie glücklich war mein Mann zuerst darüber, dass das Werk erscheinen sollte,
nun ist ihm durch diesen unglücklichen Zwischfall die Freude genommen u. er
wird wie ich u. Richard erst wieder froh werden können, wenn wir sicher wissen,
dass die Überredungskraft Ihres Freundes Born den Tatsachen gegenüber nicht
Stich hält.
Borns Biographie von Ihnen ist gewiss enthusiastisch u. hat Ihnen nie schaden
können.[3]
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