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eventually published as Einstein. Einblicke in seine Gedankenwelt, gemeinverständliche Betrachtun-
gen über die Relativitätstheorie und ein neues Weltsystem. Entwickelt aus Gesprächen mit Einstein
von Alexander Moszkowski.
[9]A reference to the purchase of a house outside of Berlin (see Doc. 179).
[10]Presumably a reference to the invitation by John G. Hibben for a special lectureship at Princeton
University (see Doc. 160).
185. From Max Born
Frankfurt a. M., 28. 10. 20.
Lieber Einstein,
Ich bin sehr froh, daß Du energisch gegen das Buch von M. vorgegangen
bist.[1]
Ob es genügt, Stänkerei zu verhüten, wird die Zukunft lehren. Die Hauptsache ist,
daß Du gewillt bist, Dir Deine Gemütsruhe nicht mehr stören zu lassen. Aber
schließlich bist Du nicht der einzige beteiligte, sondern wir, die wir uns Deine
Freunde zu nennen erkühnen, werden von dem Stank ebenfalls umduftet, und ich
fürchte, wir werden uns nicht einfach die Nase zuhalten können, wie Du es vorhast.
Du kannst ja einfach nach Holland entfleuchen, wir aber sitzen hier fest im Lande
der Weyland, Lenard, Wien und
Konsorten.[2]
Ich schreibe Dir noch eilig nach Holland, weil ich gern die Adresse von Herrn
Fokker wissen möchte. Er hat mir eine schöne Arbeit geschickt, worin er eine Ju-
gendsünde von mir
entsühnt;[3]
auch stand auf dem Umschlage die Adresse, aber
da ich krank war und mit Asthma zu Bette lag, konnte ich nicht aufpassen, und so
haben meine Kinder den Umschlag vernichtet. Ich möchte sehr gern Herrn Fokker
danken; Ehrenfest wird wissen, wo er wohnt.
Lass Dir auch von Ehrenfest die Abschrift des Briefes von Boguslawski
zeigen,[4]
die ich ihm geschickt habe, und überlege, wie man den armen Menschen
retten kann. Planck schrieb mir, persönlich sehr bereitwillig, meinte aber, offiziell
ließe sich in Berlin nichts machen. Jetzt verhandle ich mit Hilbert, er soll Bogus-
lawski durch die Wolfskehlstiftung einladen lassen.
Ich freue mich, daß es Dir in Holland so gut geht. Aber Du musst mir nicht böse
sein, wenn ich nach den letzten Ereignissen Deine Menschenkenntnis so stark an-
zweifle, daß ich Deine Verehrung für Lorentz nicht
teile.[5]
In Lenard und Wien
siehst Du Teufel, in Lorentz einen Engel. Beides stimmt nicht ganz. Die ersten lei-
den an einer politischen
Krankheit,[6]
die in unserm Hungerlande weit verbreitet ist
und nicht durchaus auf angeborener Bosheit beruht. Wie ich jetzt in Göttingen war,
habe ich Runge gesehen, zum Skelett abgemagert und entsprechend verbittert und
verändert.[7]
Da wurde mir erst klar, was hier herum vor sich geht. Andrerseits
Lorentz: Er hat doch abgelehnt, zu Plancks 60. Geburtstag etwas zu
schreiben.[8]
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