5 2 8 D O C U M E N T 2 3 2 D E C E M B E R 1 9 2 0
[3]Calculations which Einstein made for Einstein 1921f (Vol. 9, Doc. 56) were presumably under-
taken upon receipt of this letter, since he wrote the name Pagenstecher at the bottom of the second
page (see Vol. 7, Appendix A, for a facsimile).
232. To Hans Albert and Eduard Einstein
[Berlin,] 15. XII. 20.
Meine Lieben!
Nächstens wird Euch noch einiges Geld zugehen, das ich habe flüssig machen
können.[1]
Deinen Brief, l. Albert, habe ich erhalten. Es ist aber schade, dass Ihr so
schlecht beraten
seid.[2]
Meiner Meinung nach müsstet Ihr unbedingt nach Darm-
stadt ziehen. Dort ist ein gutes Polytechnikum, und Ihr könntet dort nicht nur viel
besser leben als in Zürich sondern noch erhebliches ersparen, während jetzt fast
mein ganzes Einkommen darauf geht, Euch eine ärmliche Existenz in Zürich zu
verschaffen.[3]
Jeder Sachverständige, mit dem ich darüber rede, findet diesen Zu-
stand himmelschreiend und mich leichtsinnig. Auf diese Weise wird kein Pfennig
erspart, und wenn ich sterbe, ist nichts da. Ich habe sogar Schulden machen müssen
in Schweizergeld, um Euch das Nötigste geben zu können.
Ich würde Euch am liebsten in Darmstatt eine möblierte Wohnung suchen, dass
Ihr selbst wirtschaften könnt, und Ihr vermietet Eure Züricher
Wohnung[4]
eben-
falls möbliert. So wäre es am Vorteilhaftesten. Sobald Ihr entschlossen seid, fahre
ich hin, um dort etwas Passendes zu suchen. Vielleicht könnte auch
Albert[5]
hin-
kommen, damit alles so wird, wie Ihr es selber wünscht. Überlegt es Euch in Ruhe.
In Deutschland bekommt man für den Franken mehr als doppelt so viel als in der
Schweiz und Ihr sollt in Franken genau so viel bekommen wie in der Schweiz, so-
weit ich es nur irgend
kann.[6]
Glaubt nur nicht, dass man nur in Zürich vergnügt
leben kann. Ihr hättet es dort viel schöner und bequemer, ganz abgesehen davon,
dass Albert und
Tete[7]
viel mehr von mir hätten, wenn wir nicht so schrecklich
weit auseinander
wohnten.[8]
Sprecht doch einmal mit Leuten, die nicht so fana-
tisch auf die Schweiz versessen
sind.[9]
Euer Widerstreben gegen diese Anderung
ist so unnatürlich, dass ich hier schon oft Vorwürfe dafür bekommen habe, dass ich
aus Nachgiebigkeit meine Pflicht verlitze. Warum lebt die geschiedene Frau Max
Wohlwend mit Ihrem
Kind[10]
hier (und viele andere aus der Schweiz)? Nur weil
sie hier viel besser leben kann als in Zürich; und dabei ist Darmstadt zweifellos er-
heblich billiger und angenehmer als
Berlin.[11]
Sie hat Berlin gewählt, weil sie hier
Musik studieren will.
Im Sommer gehe ich wahrscheinlich auf eine halbjährige Vortragsreise nach
Nordamerika.[12]
Wie hübsch wäre es, wenn wir uns vorher sehen könnten. Alles
wäre besser, wenn Ihr mehr in der Nähe wohntet.
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