DOC. 60 CONSTITUTION OF RADIATION
565
1909.]
A.
Einstein.
483
theoretischen
Physik
uns
eine Theorie des Lichtes
bringen
wird,
welche sich als eine Art
Verschmelzung
von
Undulations- und
Emissionstheorie
des Lichtes auffassen läßt. Diese
Meinung zu
begründen,
und
zu zeigen,
daß
eine
tiefgehende Änderung unserer
Anschauungen
vom
Wesen und
von
der
Konstitution des Lichtes
unerläßlich
ist,
das
ist
der
Zweck
der
folgenden
Ausführungen.
Der
größte
Fortschritt, welchen die theoretische
Optik
seit
der
Einführung
der
Undulationstheorie
gemacht
hat,
besteht
wohl
in
Maxwells
genialer
Entdeckung
von
der
Möglichkeit,
das Licht
als einen
elektromagnetischen Vorgang
aufzufassen. Diese Theorie
führt
statt
der
mechanischen
Größen,
nämlich Deformation und
Geschwindigkeit
der
Teile des
Äthers,
die
elektromagnetischen
Zustände des Äthers und
der
Materie in die
Betrachtung
ein und
reduziert dadurch die
optischen
Probleme auf
elektromagnetische.
Je mehr sich die
elektromagnetische
Theorie
entwickelte,
desto
mehr trat die
Frage, ob
sich die
elektromagnetischen Vorgänge
auf mechanische zurückführen lassen, in den
Hintergrund;
man
gewöhnte
sich daran, die
Begriffe
elektrische und
magnetische
Feldstärke,
elektrische Raumdichte
usw.
als elementare
Begriffe
zu
behandeln,
die einer mechanischen
Interpretation
nicht
be-
dürfen.
Durch die
Einführung
der
elektromagnetischen
Theorie wurden
die
Grundlagen
der theoretischen
Optik
vereinfacht,
die Anzahl
der willkürlichen
Hypothesen
vermindert.
Die
alte
Frage
nach
der
Schwingungsrichtung
des
polarisierten
Lichtes wurde
gegen-
standslos.
Die
Schwierigkeiten,
betreffend
die
Grenzbedingungen
an
der Grenze zweier Media
ergaben
sich
aus
dem Fundament
der Theorie. Es bedurfte keiner willkürlichen
Hypothese mehr,
um
longitudinale
Lichtwellen anzuschließen. Der
erst
in
neuerer
Zeit
experimentell
konstatierte
Lichtdruck,
welcher in der Theorie
der
Strahlung
eine
so
wichtige
Rolle
spielt,
ergab
sich als
Kon-
sequenz
der Theorie. Ich will
gar
keine
erschöpfende Aufzählung
der wohlbekannten
Errungenschaften
hier
versuchen,
sondern einen
Hauptpunkt
ins
Auge
fassen,
in
bezug
auf
welchen die elektro-
magnetische
Theorie mit
der
kinetischen Theorie übereinstimmt
oder,
besser
gesagt,
übereinzustimmen scheint.
Nach beiden Theorien erscheinen
nämlich die Lichtwellen
im
wesentlichen als ein
Inbegriff
von
Zuständen eines auch bei
Ab–
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P.818[/Hypo-
these]
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