478 DOC. 16
FOUNDATIONS
OF
GRAVITATION
Physikalische
Grundlagen
einer Gravitationstheorie.1)
Von
Albert
Einstein.
Mit dem
Worte
"Masse"
eines
Körpers
werden zwei
ihrer
Definition nach durchaus verschiedene
Dinge bezeichnet,
einerseits
der
Trägheitswiderstand
des
Körpers,
andererseits
diejenige
charak-
teristische
Konstante,
welche für
die
Einwirkung
eines Schwerefeldes
auf den
Körper
massgebend
ist. Es ist eine der
merkwürdigsten
Erfahrungstatsachen
der
Physik,
dass diese beiden
Massen,
die
träge
und die
schwere, ihrer Grösse nach
genau
miteinander überein-
stimmen.
Am
exaktesten wurde diese
Übereinstimmung
durch Ver-
suche
von
Eötvös
nachgewiesen. An
der Erdoberfläche wirken auf
einen
Körper
zwei im
allgemeinen
verschieden
gerichtete Kräfte, die
zusammen
die
scheinbare Schwere
des
Körpers
ausmachen:
die
eine
dieser
Kräfte, die eigentliche Schwere,
ist
von
der schweren
Masse,
die andere, die
Zentrifugalkraft,
von
der
trägen
Masse
abhängig.
Durch Versuche mit der Drehwage stellte Eötvös
fest,
dass
das
Verhältnis dieser beiden Kräfte
von
der
Natur
des
Stoffes
unabhängig
sei,
er
bewies
so
die
Übereinstimmung
der beiden Massen eines
Körpers
mit einer
Genauigkeit,
die
Abweichungen von
der
relativen
[2]
Grösse 10-7 ausschliesst.
Dieses
Erfahrungsgesetz
lässt
sich
auch dahin
aussprechen,
dass
alle
Körper
in
einem Schwerefeld mit der
gleichen
Beschleunigung
fallen. Dadurch
wird die
Anschauung nahegelegt,
dass
ein
Schwere-
feld hinsichtlich seiner
Einwirkung
auf mechanische und
andere
physikalische Vorgänge
ersetzt werden könne durch einen Beschleuni-
gungszustand
des
Bezugskörpers
(Koordinatensystems).
Diese
Auf-
fassung folgt
nicht
zwingend
aus
den
genannten Erfahrungen,
kann
[1]
1)
Nach
einem
Vortrage, gehalten
am
9. September 1913
an
der Jahresversamm-
lung
der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft in Frauenfeld.
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