DOC. 18
DISCUSSION
OF
DOC.
16 509
1266
Einstein, Gravitationsproblem. Physik.
Zeitschr.
XIV,
1913.
[22]
[20]
Born:
Ich
möchte eine
Frage
an
Herrn
Einstein
richten, nämlich,
wie
rasch die Gravi-
tationswirkung
nach Ihrer
Theorie sich ausbreitet.
Daß
es
mit
Lichtgeschwindigkeit geschieht,
leuch-
tet
mir nicht
ein, es
muß ein sehr
komplizierter
Zusammenhang
sein.
Einstein: Es
ist
außerordentlich
einfach,
die
Gleichungen
hinzuschreiben für den
Fall,
daß
die
Störungen,
die
man
in das Feld
hineinsetzt,
unendlich klein
sind.
Dann unterscheiden sich
die
g nur um
unendlich
wenig
von
denen,
die
ohne
jene Störung
vorhanden
waren;
die
Stö-
rungen pflanzen
sich dann mit derselben
Ge-
schwindigkeit
fort
wie
das Licht.
Born: Aber
bei
großen Störungen
ist
es
wohl sehr
kompliziert?
Einstein:
Ja,
da ist
es
ein mathematisch
kompliziertes
Problem.
Überhaupt
ist
es
schwer,
exakte
Lösungen
der
Gleichungen
zu
finden,
da
die
Gleichungen
nicht linear sind.
Jäger: Einstein sollte
uns
mitteilen, wie
er
[21]
einer
Flüssigkeit unter dem
Einfluß
von
Volumkräften,
wie
z.
B. der
Schwere,
kann
nur
zustande
kommen,
weil
eine Zustandsgleichung zwischen Volumen
und Druck-
spannung
herrscht.
Es ist also wohl auch im leeren Raume
eine Zu-
standsgleichung
etwa
zwischen den
Gradienten
der Licht-
geschwindigkeit und
gewissen
nach
dem
Vorgange
von
Maxwell
zu
fingierenden
Spannungen nötig. Bei
zentralsymmetrischem Felde
z.
B.
läuft
eine solche Be-
dingung
auf eine
Zustandsgleichung
zwischen
Energie-
dichte
und
Spannungen
des leeren Raumes hinaus.
Wie
man
sich dies
formelmäßig etwa
denken
muß,
hat Herr
M. Abraham nach Analogie des
Maxwell-
schen elektrodynamischen Spannungssystems für das Gra-
vitationsfeld
ausgeführt
(International
Congress
of Mathe-
maticians,
Cambridge
Aug. 1912).
Ich
habe
nur
Eins
daran
auszusetzen,
und dies Eine betrifft
gerade
den
Kern
meiner Frage.
Nämlich
in der
Abrahamschen
Darstellung werden
die
Volumkrä
te der Feidenergiedichte des
von
ponderabler
Masse freien Raumes Null, und dies
dürfte nicht
sein,
wenn
jede Energie,
wie
es
Herr
Einstein
an
die
Spitze
seines
Gravitationssystems
stellt, Masse
und damit
auch
Schwere besitzt.
Hat Herr Einstein das obige
Abrahamsche
Span-
nungssystem
durch
ein anderes ersetzt, in dem auch
an
der
Feldenergiedichte
des leeren Raumes Schwerkräfte
an-
greifen,
die sich mit den Spannungen
Maxwelischer Art
dadurch
ins Gleichgewicht
setzen,
daß diese einer Defor-
mation des
Feldes,
z.
B. einer
Änderung
der
Energiedichte,
Widerstand leis
en?
Die
Feldenergie
des leeren Raumes
erhielte dadurch
gewisse
elastische Eigenschaften!
Ferner unterscheiden sich doch wohl
die
Schwer-
kräfte des leeren Raumes
von
denen der Materie dadurch,
daß
erstere
sich
im
statischen Falle
mit den
quasi
Max-
wellschen
Spannungen
stets ins Gleichgewicht
setzen,
auch
ohne
Zuhilfenahme
von
Bewegungsgröße
bzw. Energie-
strom,
während die
Schwerkräfte diskreter
Körper
niemals
ohne Erzeugung
von
Bewegungsgröße
oder andere äuBere
Kräfte
ins Gleichgewicht
kommen. Durch welche
andere
Zustandsgleichung zwischen Lichtgeschwindigkeit
und
Span-
nungen
innerhalb der
Materie
muß
dies herauskommen?
Eine Siellungnahme des
Herrn
Einstein
gegenüber
dieser
Fragestellung würde
sicher
auch manchem anderen
Leser seiner
Abhandlungen
willkommenen
Aufschluß
geben.
H. Reißner.
sich
die
Ausführung
des
Fundamentalexperiments
denkt,
und
es
wäre interessant,
zu
vernehmen,
welchen
Standpunkt
die hier anwesenden Astro-
nomen
dazu haben.
Einstein:
Ich bin nicht der
kompetente
Mann,
um
im
einzelnen
zu
fixieren, wie
die
Astronomen das machen sollen. Es handelt
sich
um
die
Photographie
der Fixsterne in der
Nähe der Sonne bei einer totalen Sonnenfinster-
nis,
um zu
entscheiden,
ob die Sonnennähe die
scheinbaren Orte der Sterne beeinflußt oder
nicht.
Jäger: Ist nicht ein
Astrophysiker
der
Mei-
nung,
daß
Veränderungen
der Bilder der Fix-
sterne
entstehen,
je
nachdem die Sonne dabei
ist oder
nicht,
und daß die
von
Einstein
ge-
suchte
Änderung dagegen völlig
verschwindet?
Einstein: Darüber werden Fachleute urteilen
müssen;
vorläufig
muß
man
abwarten,
wie die
Aufnahmen ausfallen.
Mie: Ich möchte noch auf eine andere
ex-
perimentelle Konsequenz
der verschiedenen Gra-
vitationstheorien aufmerksam machen. Nach der
Einsteinschen Theorie muß die
Schwingungs-
dauer der Atome
an
einer Stelle hohen Gravi-
tationspotentials
eine andere sein als beim Gra-
vitationspotential Null.
Die Linien eines Serien-
spektrums müssen
also auf einem Fixstern
von
großer Masse
gegen
die auf der
Erde
beob-
achteten
Linien verschoben sein. Das
ist
nach
meiner
Theorie nicht
so.
Meiner
Theorie
liegt,
wie
ich
hier bemerken
möchte,
ein bestimmtes
Prinzip zugrunde.
Ich habe
allerdings
das Prin-
zip von
der
Identität
der
schweren und der
trägen
Masse fallen
gelassen
und
glaube auch,
daß
man
darauf keine Theorie
gründen
kann. Da-
für habe ich
das
Prinzip,
daß
der absolute
Wert
des
Gravitationspotentials
ohne
jeden
Einfluß
auf die
physikalischen Erscheinungen
ist.
Ich
nenne
das den Satz
von
der Relativität des
Gravitationspotentials.
Nach meiner Theorie
sind also
die
Verschiebungen
der
Spektrallinien,
die die Einsteinsche
Theorie
ansagt,
nicht
zu
erwarten.
Einstein:
Ja,
das ist
richtig;
nach meiner
Theorie und auch nach der
von
Nordström
muß
das
stattfinden;
ein
Oszillator,
der
von
hier
nach der Sonne
transportiert
wird,
muß
da
langsamer schwingen.
Leider ist
es
so,
daß
auch
noch andere Ursachen Linienverschiebungen
bedingen,
und daher ist
es
sehr
schwer,
zu
prüfen,
ob eine solche
Verschiebung gerade
dieser Ursache
entspringt.
[23]
[24]
Previous Page Next Page