DOCUMENT 211 JULY 1910 245 Energie habe ich nicht herausbringen können. Aber eines glaube ich doch si- cher zu sehen es scheint unabweisbar, dass Energie periodischen Charakters, wo sie auch auftritt, stets in Energiequanten auftrete, welche Vielfache von hv sind. Kleinere Energiemengen können prinzipiell nicht isoliert werden, weder als Strahlung noch als Schwingung materieller Gebilde. Irren ist menschlich ich würde mich nicht wundern, wenn Sie in meinen Überlegun- gen einen schwachen Punkt fänden. Aber dies wäre dann wohl auch der rettende Gedanke, der aus dem Dilemma herausführt. Ich habe [u]nzählige andere Möglichkeiten überlegt, bin aber immer wieder darauf zurückgekom- men, dass man ohne die Hypothese von der endlichen Teilbarkeit der Energie periodischer Vorgänge nicht auskomme. Was H. A. Lorentz und und M. Planck in den Annalen gesagt haben,[2] war mir in keiner Weise neu. Ich glaube auch nicht, dass jene grobmaterialistische Auffassung der Punktstruk- tur der Strahlung, die am einfachsten die statistischen Eigenschaften wieder- gibt, sich durchführen lässt. Die Frage, ob die Maxwell'schen Gleichungen für das Vakuum aufrecht erhalten werden können, scheint mir deshalb nicht fundamental, weil diese Gleichungen erst zusammen mit dem Ausdruck für Energie und ponderomotorische Kraft einen physikalischen Inhalt haben. Planck hat gegen meine statistischen Überlegungen betreffend Energievertei- lung und Strahlungsimpuls kein irgendwie stichhaltiges Argument vorge- bracht und ist in der schriftlichen Diskussion der Angelegenheit verstummt (hat mir schliesslich nicht mehr geantwortet).[3] Dass sich die Moleküle fester Substanzen bezüglich Wärmeinhalt im Wesentlichen ähnlich verhalten wie Planck'sche Resonatoren,[4] scheint nun ziemlich sicher. Nernst findet die Be- ziehung bei Silber bestätigt und noch einigen Körpern[5] während ich neulich las, dass der Diamant wirklich ein aus seinem thermischen Verhalten zu er- wartendes ultrarotes Absorptionsmaximum besitzt (Die Theorie ergab aus der spezifischen Wärme X = 11|i, beobachtet wurde X = 12(x).[6] Dass die Abhän- gigkeit des maximalen lichtelektrischen Effektes von v noch nicht unabhän- gig von der Natur des Metalles herauskommt, macht mir bei der ausserordent- lichen Schwierigkeit der Experimente keinen grossen Eindruck. Die Unabh[än]gigkeit der maximalen Geschwindigkeit der emittierten Elektro- nen von der Intensität des erregenden Lichtes scheint mir vor der Hand schwerwiegender.[7] Der Schwerpunkt der ganzen Frage scheint mir darin zu liegen: "Lassen sich die Energiequanten einerseits und das Huygens'sche Prinzip andererseits vereinigen?" Der Schein ist dagegen, aber der Herrgott hat-wie es scheint- doch den Rank[8] gefunden.
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