290 DOCUMENT 263 APRIL 1911 Es ist sehr lieb von Ihnen, sich an Herrn Solovine zu erinnern. Sie machen ihm eine grosse Freude, wenn Sie ihn aufsuchen er wohnt rue de la Huchette 5.[6] Ich bin sehr begierig, ob Sie dort "anbeissen" werden.[7] Schreiben Sie mir es sicher! Schad für das schöne Institut, das mir hier anvertraut worden ist.[8] Ich glaube ich muss mich jetzt doch in experimentelle Abenteuer einlassen. Das Sprichwort "Wem Gott ein Amt gab...." macht mir Mut. Kollege Lampa[9] sagt mir, dass das wissenschaftliche Interesse hier bei den Studenten sehr lahm sei. Aber ich glaube, dass auch aus diesem Wald die Stimme so tönt, wie man hineinruft. Ich lasse mir meine Illusionen nicht so leicht rauben. Einen sehr sympatischen jungen Fachgenossen kenne ich schon, einen jungen Wiener Physiker, der den verheissungsvollen Namen Weiss führt.[10] Er arbeitet an der Aufklärung der Ehrenhaft'schen Geschich- te.[11] Ich konnte ihm schon einiges nützen. Ich freue mich auf Reichinstein & eventuel auf Tanner.[12] In München habe ich meinen nun fast sicheren Nachfolger Debije kennen gelernt,[13] ein fröhliches, Kindergesicht, dem man die seelische Unverdor- benheit ansieht. Ich freute mich sehr über ihn und bin überzeugt, dass die Stelle in ausgezeichneten Händen sein wird. Ich empfehle ihn Ihnen sehr.[14] Den ganzen Sonntag Abend verbrachte ich-in München herumbummelnd- mit ihm und Sommerfeld.[15] Es war ein unvergesslicher Abend. Mein Vor- gänger experimentiert viel. Er ist eine sehr gemütliche Haut & wird mir oft im Institut Gesellschaft leisten. Nun noch ein Wort wegen Chavan.[16] Verges- sen Sie seiner nicht. Er hat eben wieder eine infernalische Chikane von dem Oberstöpsler Schild zu erdulden.[17] Wenn man keine Bremse anlegt, werden sie ihn, den einzigen fähigen & anständigen Menschen in seinem Amt, nach allen Regeln der amtlichen Technich auf höchst korrekte Weise hinaus- schmeissen! Ich werde auch an Vannoni[18] schreiben seinetwegen. Empfangen Sie die herzlichsten Grüsse von Ihrem Einstein. Beste Grüsse von meiner Frau. ALS (Estate of Heinrich Zangger, Zurich). [39 623]. [1]Dated by the reference to arrival in the new residence (see the preceding document). [2]The Einsteins lived at Trebizskeho ulice 7 in the Smichov district of Prague. [3]The bassinet of the eight-month old Eduard Einstein. [4]Ferdinand Lippich. [5]An entry in Einstein's "Scratch Notebook" (Vol. 3, Appendix A), [p. 33], may be rele- vant: "Tailor (Teuton) Jungmann Street 41" ("Schneider (Germane) Jungmannstr. 41"). [6]Maurice Solovine, who was residing in Paris. [7]Zangger was perhaps looking into a non academic position in Paris (see Doc. 251).
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