DOCUMENT 428 JANUARY 1913 511 grössten Vorteile wäre und nach der persönlichen Seite wohl mit gewisser Aussicht auf Erfolg versucht werden könnte. Obwohl ich nicht so weit gegan- gen bin Herrn Einstein davon irgend eine Kenntniss zu geben, habe ich doch ermittelt, dass er ganz in seine Forschungen versenkt gerne auf das grosse Colleg verzichten würde, das er pflichtgemäss liest.[3] Ich habe mich ferner überzeugt dass er keine grundsätzlichen Bedenken gegen Berlin hat. Eine Einladung, die Herr Warburg früher an ihn gerichtet hat, in die Reichsanstalt einzutreten,[4] hat er allerdings abgelehnt, aber gerade die Gründe die ihn dazu bestimmten lassen mich hoffen, dass er einer Einladung unseres Stif- tungsrates[5] nicht principiell wiederstreben würde. Der Gedanke diesen Mann zu gewinnen ist zwischen Herrn Geh. Rat Koppel und mir erörtert wor- den[6] Er ist auch wie Ihnen sicherlich in Erinnerung ist von Herrn Director Schmidt mit Interesse [a]ufgenommen worden. Herr Director Schmidt hat zu- treffend bemerkt, dass die Begründung eines Institutes für ihn entbehrlich er- scheint, weil er kein Experimentator ist.[7] Grade dieser Umstand macht es auf der anderen Seite leicht ihn in ein bestehendes Institut aufzunehmen. Auch ein theoretischer Physiker seiner Richtung bedarf gewisser Hilfsmittel um ei- nen oder den anderen Gegenstand gelegentlich experimentell zu studieren oder durch Assistenten bezw Mitarbeiter studieren zu lassen. Raum und Ein- richtung dafür vermöchte ich ihm im Oberstock des Kaiser Wilhelm Instituts für physikalische Chemie zu gewähren, ohne die sonstige Thätigkeit des In- stituts zu schädigen. Herr Geh. Rat Koppel war grundsätzlich geneigt die Ge- winnung Einsteins zu fördern. Für mich ist bestimmend dass die Entwicklung der theoretischen Chemie welche seit Helmholtz Tagen erfolgreich bestrebt gewesen ist unter der Führung von van 't Hoff die Leistungen der Wärmeleh- re sich zu eigen zu machen, dieses Ziel im wesentlichen erreicht hat und nun- mehr die Strahlungslehre und die Elektromechanik ihren Aufgaben [d]ienst- bar zu machen erstrebt.[8] Diese Fundamentalaufgabe kann durch den Zutritt des Herrn Einstein zu unserem Institutskreise in unvergleichlicher Weise ge- fördert werden. Es ist ein ganz seltener Zufall, dass ein solcher Mann nicht nur vorhanden ist, sondern seine Jahre (34) und Lebensumstände der V[er]- pflanzung günstig sind und dass sein Character und seine sonstigen Eigen- schaften mir die feste Zuversicht auf ein gedeihliches Verhältnis geben. Es scheint mir, was die äusseren Bedingungen anlangt, dass für einen ordentl. Prof. an der Techn. Hochschule in Zürich das Willstättersche Vorbild zu nahe gelegen ist, als dass man in den Anerbietungen an Herrn Einstein wesentlich davon abweichen könnte, was man Willstätter eingeräumt hat. Was Herr Will- stätter bezieht weiß ich nicht genau.[9] Aber Herr Beckmann hat mir gelegent-
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