DOCUMENT 498 DECEMBER 1913 587 498. To Elsa Löwenthal [Zurich, 27 December 1913-4 January 1914][1] Liebe Elsa! Hab ichs nicht gleich gesagt, dass es eine Mords-Hetz geben wird?[2] Ich wasche mir die Hände in der berühmten Unschuld und sehe mit aller Gemüts- ruhe zu, wie die Leutchen miteinander fertig werden. Miza ist von Natur un- liebenswürdig und misstrauisch. Wenn man ihr dann demgemäss begegnet, fühlt sie sich verfolgt. Bis jetzt hat sie sozusagen nie mit andern Menschen als mit mir armem Teufel zu thun gehabt. Nun darf ich einmal zusehen! Du bist ihr freundlich entgegengekommen. Sie aber misstraut Dir offenbar. Ich weiss nicht, was sie Dir auf Deinen Brief geantwortet hat, aber wahrschein- lich hat sie wohl Deine Hilfe nicht akzeptiert. Was nun Mizas Verhältnis zu meiner Mutter angeht, kann ich Miza nicht Unrecht geben. Meine Mutter ver- kehrt nur mit mir brieflich-dagegen ist nichts einzuwenden. Wenn aber dann der andere Teil einfach erklärt, darauf hin nichts mehr mit ihr zu thun haben zu wollen, so ist das nach meinen Begriffen auch ganz gerechtfertigt. Wenn man an jemand nicht gebunden ist, so meidet man ihn am besten, wenn das Zusammensein unangenehm ist. Darin sehe ich kein Unrecht. Es sollte mei- ner Mutter angenehm sein, wenn sie es nur mit mir zu thun hat. Sie verliert wahrlich nicht viel bei dieser Beschränkung. Für mich ergäbe ein familiärer Verkehr nichts als beständigen Aerger. Ich lasse mir von Miza in meine Pri- vatangelegenheiten nicht dreinreden, aber ich rede ihr auch nichts drein. Ich empfinde Mizas Abwesenheit sehr angenehm. Du siehst, dass auch ich Ver- gnügen an meiner Ehe habe! Du bist ein liebes Geschöpf, dass Du für Deinen Ehemaligen noch etwas empfinden kannst.[3] Ich empfinde es als ein ganz seltenes Glück, dass ein so braves Wesen mir herzlich zugethan ist. Damit höre ich auf zu den enterb- ten" zu gehören. Ich bin neugierig, wie das Wohnungsuchen in persönlicher Beziehung abgelaufen ist. Jedenfalls weiss ich, dass Du mir nicht ankreidest, wenn Miza zu Dir unfreundlich ist. Halte Dich nur an mich, da wirst Du keine Übeln Erfahrungen machen so hoffe ich. Sei geküsst von Deinem Albert ALS. [72 297]. [1]Dated by the reference to Einstein-Marid's presence in Berlin, and on the assumption that this letter was written in the week between the last weekend in 1913 and the first in 1914. [2]Einstein had anticipated that Einstein-Marie's visit to his Berlin relatives would create friction (see Doc. 489).
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