P O P U L A R P R I N C E T O N L E C T U R E S 5 9 5
einen bevorsugten Bewegungszustand gibt in der Welt und dass die optischen Erscheinun-
gen von einem Koordinaten-System eines andern Bewegungszustandes aus beurteilt von
der Richtung abhaengen, wenn das wahr ist, dann muss sich das durch die Erfahrung kon-
statieren lassen, denn wir sitzen ja hier auf der Erde, wenn wir physikalisch experimentie-
ren und da die Erde um die Sonne mit einer Geschwindigkeit von 30 K herumlaeuft, ist es
klar, dass wir nicht das ganze Jahr ruhend auf dem K. sitzen koennen. Wir sitzen also auf
der Erde gewissermassen in einem System K Strich und es ist klar, dass relativ zur Erde das
Gesetz von der Konstanz der Lichtausbreitung nicht gelten kann. Darauf beruht das be-
ruehmte Experiment von Michelson, das folgendermassen im Prinzip war. Denken Sie sich
einen starren Stab und man lasse einen Lichtstrahl laengs dieses starren Stabes gehen, und
wir wollen sagen, dieser starre Stab sei aufgestellt in seiner Laengsrichtung in der Bewe-
gungsrichtung der Erde. So kann man leicht ausrechnen, wie lange der Lichtstrahl braucht,
um laengs dieses Stabes hin und her zu kommen, wenn er sich relativ zu [ ] in Bewe-
gung befindet. Die Berechnung zeigt, dass diese Zeit nicht ganz genau gleich ist der Zeit,
welche das Licht brauchen würde, um hin und her zu gelangen laengs dieses Stabes, wenn
dieser Stab in Ruhe waere. Also die Tatsache ist, dass wenn dieser Stab relativ zum Licht-
aether mit der Erde in Bewegung ist, das Licht eine laengere Zeit braucht, um hin und her
zu gelangen, als wenn der Stab in Ruhe waere. Wir koennen nun fragen, wie gross ist die
Zeit des Hin- und Hergehens, wenn derselbe Stab senkrecht liegt, und da zeigt sich, dass
diese Zeit einen etwas andern Wert hat.

und darin wuerde sich dann zeigen, dass in bezug auf die Lichtfortpflanzung der Raum
[ ? ] von K Strich aus, d. h. von der Erde in verschiedene Richtungen, verschiedene
Eigenschaften hat, infolge der Bewegung der Erde relativ zum Licht- aether und das Expe-
riment von Michelson [ ] durch eine optische Methode von ungeheurer Genauigkeit.
Es existiert diese Zeitdifferenz nicht. Also das Licht braucht so lange, um hin und her zu-
kommen senkrecht in der Bewegungsrichtung [ ]. Es zeigt sich also, dass die Konse-
quenz, welche man zieht aus dem Prinzip von der Konstanz der Lichtágeschwindigkeitñ−
fortpflanzung, nicht stimmt, sondern es zeigt sich, dass auch in bezug auf das Licht, soweit
die Erfahrung reicht, das spezielle Relativitaetsprinzip Gueltigkeit beanspruchen kann.
Und nun ist das ein fataler Widerspruch. Die optischen Erscheinungen sind nur auf Grund
der Maxwell-[ ? ]schen Gleichungen verstaendlich. Andererseits, das Nicholsen Experi-
ment zeigt, dass entgegen dieser Aether Theorie das spezielle Relativitaets-Prinzip auch in
bezug auf das Licht zu gelten scheint. Nun ist die Frage, wie kann dieser Widerspruch be-
seitigt werden, und es hat sich nun gezeigt, dass dieser Widerspruch darin liegt, dass die
vorhin gegebene Auslassung willkuerliche und nicht bewiesene Voraussetzungen enthaelt
und es hat sich gezeigt, dass eine genaue Analyse der Vorgaenge beweist, dass das Relati-
vitaets-Prinzip und das Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht miteinan-
der unvereinbar sind, wie es der Fall zu sein scheint

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