DOCUMENT 47 JANUARY
1915
83
chungen
bestimmt
wenn von
der
Wirkung
der
zu
dem
studierten
System
gehören-
den
Massen hier
abgesehen
werden kann. Nun ist
es allerdings peinlich,
dass
man
sich
die
Randbedingungen passend
heraussuchen
muss,
anstatt annehmen
zu
kön-
nen,
alle
Feldkomponenten
verschwinden im Unendlichen. Aber
wissen Sie denn
so
sicher,
dass Sie bei Ihrer
Auffassung
der Welt
mit
so
einfachen
Grenzbedingun-
gen
auskommen? Ferner
muss
man bedenken,
dass die
Mannigfaltigkeit
der zuläs-
sigen
Koordinatensysteme
nach meiner
Auffassung
eine
ungeheure
ist,
also
au[c]h
die
Mannigfaltigkeit
der
zugehörigen Grenzbedingungen;
erscheinen also diese
Grenzbedingungen
im einzelnen Fall
künstlich,
so liegt
dies nicht im Wesen
der
Theorie,
sondern
darin,
dass das
Koordinatensystem zwar
berechtigt,
aber für
die
Beschreibung
des
zu
behandelnden
Falles
nicht
zweckmässig gewählt
ist.
Aehnlich
hegen
die
Dinge
ja
schon in
der
gewöhnlichen
Mechanik. Die
zu
beschreibende
Welt
sei
z.
B. das
Sonnensystem;
dann ist
es
doch
gewiss zweckmässig,
den An-
fangspunkt
der Koordinaten dauernd
in
dessen
Schwerpunkt zu legen,
aber
die
Gleichungen gelten
doch auch
für
Koordinatensysteme,
rela[tiv]
zu
denen
dieser
Schwerpunkt
sich
gradlinig
und
gleichförmig fortbewegt.
Auch
hier
ist die Koor-
dinatenwahl nicht durch die
Naturgesetze
sondern
nur
durch das Bedürfnis nach
möglichst
einfacher
Beschreibung
des
vorliegenden
Falles
vorgeschrieben.
Nun
noch einmal die
Frage,
ob eine nicht relativistische
Physik gegen
das Po-
stulat
vom
zureichenden
Grunde
verstösst. Sie
sagen,
der zureichende
Grund
(da-
für,
K
gegenüber
K'
etc.
zu
bevorzugen)
sei darin
zu finden,
dass beide
Systeme
sich
inbezug
auf
den
Aether
in verschiedener Weise
bewegen.
Ich verstehe in die-
sem
Zusammenhang
unter
"Grund“
eine
beobachtbare
Tatsache,
die K
gegenüber
K'
auszeichnet, [n]icht
ein bloss
begriffliches
Merkmal.
Mit meinen in der
"Kultur
der
Gegenwart“
enthaltenen
Ausführungen
bitte
ich
Sie,
nachsichtig
zu
sein.[9]
Ich
hatte
zwar
3
Jahre
Zeit für
die
Abfassung.
Aber
ich
hatte
vollständig vergessen
und wurde
von
Warburg
eine Woche
vor
Ablieferungs-
termin
an
meine
übernommene
Pflicht
erinnert.[10]
In dieser Zeit schusterte ich die
beiden
Artikel,
so gut es ging, zusammen.
Also
bitte
ich: nichts mit der
Goldwage
nachwägen!
An der
irrigen
Auffassung,
als sei die
Lorentz-Verkürzung
"bloss
scheinbar“ bin ich nicht
unschuldig,
ohne selbst
je
dem
Irrtum verfallen
zu
sein. Sie
ist
wirklich,
[d].
h.
mit Massstäben
und Uhren
messbar,
und
zugleich
insofern
scheinbar,
als sie für einen mit
bewegten
Beobachter nicht
vorhanden ist.
Was endlich die
Frage
über
die Zeit
anlangt,
werden wir
uns
brieflich
kaum
wirksam
auseinandersetzen können. Ich komme
zur
Besprechung
dieser
und
ande-
rer
Dinge
gern
wieder
nach
Holland, wenn
die
traurige
internationale
Verwirrung
endlich
überstanden sein wird. Ich bin schon
zufrieden,
wenn
Sie
mir darin
bei-
stimmen,
dass ich die
ungeheuerliche
Randbedingung
des Verschwindens
der
Axv
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