118 DOCUMENT 73 APRIL 1915
Korrespondenz
mit
ihm
ist
aussergewöhnlich
interessant;
sie ist
mir
gegenwärtig
die liebste
Beschäftigung.[6]
Das Leben ohne meine Frau ist für
mich
persönlich
eine
wahr
Wiedergeburt.
Es
ist mir
zu
Mute,
wie
wenn
ich zehn
Jahre
Zuchthaus
hinter mir
hätte. In Gefühls-
dingen
ist
der Mensch
so
sonderbar.
Und
dies
alles,
trotzdem ich meine Buben
un-
sagbar
lieb
habe,
die
mir
doch
nun
genommen
sind;[7]
ich habe sie
unzählige
Male
Nachts
herumgetragen,
im
Kinderwagen spazieren geführt,
auf
der Achsel
getra-
gen,
mit ihnen
gescherzt,
ihnen
Dinge erschlossen,
die
ihrem
Köpfchen zugänglich
zu
werden
anfingen,
ihre
Gesinnung
den Sachen
gegenüber
geleitet- und
jetzt
sind sie
fort,
mein Einfluss
auf
sie ist auf
Aeusserlichkeiten
zusammenge-
schrumpft.
Mein menschlicher
und
wissenschaftlicher
Verkehr ist
klein,
aber sehr
harmonisch
und
reizvoll,
das äussere
Leben
zurückgezogen
und
einfach. Ich
muss
sagen,
dass ich
mir
als einer der
glücklichsten
Menschen vorkomme.
Ich hoffe
zuversichtlich,
dass
es
bald
Frieden
geben
wird;
die Narren wenden
sich bald
wieder
einem harmloseren
Feld ihrer
Thätigkeit
zu.
Aber
sie bleiben
doch,
was
sie eben sind. Wo nehmen Sie
nur
den
Optimismus
her,
sich mit solche
Zähigkeit
Angelegenheiten
der
Allgemeinheit
hinzugeben?
Ich bewundere
es,
be-
greife es
aber nicht. Denn
so
scheusslich wie Ihnen hat
man
selten einem
mitge-
spielt
in bewusster
Gemeinheit; so
können
es nur
die
gebildeten
Bestien.[8]
Wenn
ich die
versprochenen Exemplare
Ihrer
Schrift[9] bekomme,
werde
ich
gerne
Noti-
zen
dazu
machen,
die Ihnen natürlich
sachlich
nichts werden
geben
können,
weil
ich
in
diesen
Dingen
ein Kind
bin;
höchstens
von logischer Fassung
verstehe ich
etwas.
Wie
geht es
Ihrem
Freund
Hugenin?[10]
Seien Sie
innig gegrüsst
von
Ihrem
Einstein.
ALS
(SzZZa). [39
662 and 39
662.1].
[1]This
letter is dated
on
the
assumption
that
it
was
written about the time
that
Einstein submitted
his first
joint
publication
with De Haas and
soon
after
receipt
of
Doc. 68.
[2]Rolland
had
argued
that those
who,
by
virtue
of
age, were exempt
from
military
service should
delegate representatives
to
gather
in neutral
territory
and
oppose
nationalist outbursts with the voice
of
reason
(see
Doc.
68).
The
organization
is
presumably
the
Zentralorganisation
für
einen
dauerhaften
Frieden
(Central
Organization
for
a
Durable
Peace),
which
was
established
at
an
international
meeting
convened in
The
Hague by
the Dutch
Anti-Oorlog
Raad
(Anti-War Council)
from 7 until
10
April,
and to which
the Bund “Neues Vaterland”
(BNV)
sent
a delegation.
In
preparation
for the
meeting,
members
of
the
BNV
on
2
April
held
discussions with
Einstein,
who had “extensive ties
to
France”
(“ausgiebige
Be-
ziehungen zu
Frankreich”)
and
might
convince
French
intellectuals to
attend
(see
Ernst
Reuter
to
Walther
Schücking,
2
April
1915,
Gy-Ar,
Nachlaß
Hans
Wehberg,
Vol.
15, p. 47).
[3]Einstein had
provided
Rolland with
Zangger’s
address
some
weeks
earlier
(see
Doc.
65).
[4]See
Doc.
39,
note
2,
for
more on
the
collaboration
between Einstein and Lorentz’s
son-in-law,
Wander de Haas.
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