DOCUMENT
94 JULY 1915
145
Doppelt
aber freut
man
sich in
dieser
Zeit
über
die
wenigen
Menschen,
die
ganz
über
der Situation stehen
und
sich nicht
von
dem
trüben
Strome
der
Zeit treiben las-
sen.
Ein solcher ist
Hilbert,
der
Göttinger
Mathematiker.[4] Ich
war
eine Woche in
Göttingen wo
ich ihn
kennen
und lieben lernte.
Ich
hielt dort sechs
zweistündige
Vorträge
über
die
nun
schon sehr
geklärte
Gravitationstheorie und erlebte die Freu-
de,
die
dortigen
Mathematiker
vollständig
zu
überzeugen.[5]
Berlin kann
sich,
was
Lebhaftigkeit
des wissenschaftlichen Interesses
anbelangt,
wenigstens
auf
diesem
Gebiete
mit
Göttingen
nicht
messen.
Nicht umsonst haben sie den
hochbegabten
Debye geholt,
der
wieder
prachtvolle
Sachen
gemacht
hat.[6]
Ich erzähle Ihnen
nä-
heres
davon,
wenn
ich
nach Zürich komme. Ich
würde
sehr
gerne
heuer
im
Sommer
noch
hinkommen,
wenn
ich dann meine Kinder sehen
kann;
nach Zürich
zu
fahren,
ohne meine Buben
zu
sehen,
wäre mir allzu schmerzlich.
Abraham
war lange
in
Zürich,
vielleicht ist
er
noch dort. Sehen Sie sich ihn doch
einmal
an.
Ich bin
immer
noch
der
Meinung,
dass
er
für Zürich
der
richtige
Mann
wäre.[7]
Ich
gehe
jetzt
mit meinen Verwandten für
einige
Wochen
auf
Rügen.[8]
Ich
freue
mich
riesig,
das Meer kennen
zu
lernen
In
persönlicher
Beziehung
bin ich nie
so
ruhig
und
glücklich
gewesen
wie
jetzt.
Ich
lebe
ganz zurückgezogen
und
doch nicht
einsam
dank der liebevollen
Fürsorge
meiner
Cousine,
die
mich
ja
überhaupt
nach Berlin
zog.[9]
Ihre Güte
können
Sie
daran
ermessen,
dass
sie diesen Winter
täglich
für einen Haufen
arme
Frauen selbst
das
Mittagessen
kochte. Alles
zusammengenommen
kann ich nicht
umhin,
mich
selber
zu
beneiden für den
Fall,
dass dies andere
nicht
hinreichend
besorgen.
Bei meinen wirklich
tiefen
Fachgenossen,
wie
Planck
und
Hilbert,
ist
der
Wunsch der
Aufrechterhaltung
herzlicher
Beziehungen zu
den sinnverwandten Ge-
lehrten des Auslandes sehr
lebendig.
Hilbert
bedauert,
wie
er
mir
sagte,
jetzt
dop-
pelt, aus Nachlässigkeit
die internationalen
Beziehungen
nicht mehr
gepflegt zu
haben.[10]
Planck setzt alles
ein,
um
die
chauvinistische
Mehrheit
der
A.
im
Zügel
zu
halten.[11]
Übrigens
muss
ich
sagen,
dass in
dieser
Beziehung
die feindlichen
Nationen
einander
wert sind!
Ihr
Manuskript[12]
wollte ich selbst
mitbringen.
Da ich
nun
aber nicht
weiss,
wann
ich werde in die Schweiz reisen
können,
schicke ich
es
Ihnen mit. Ich wün-
sche
Ihnen
glückliche
Erholung
in den Ferien.
Beste
Grüsse
von
Ihrem
Einstein
auch
an
Heller,
was
macht sein
Examen?[13]
ALS
(SzZZa). [39 668].
[1]The
year
is
provided by
the
reference
to Einstein’s Wolfskehl lectures.
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