DOCUMENT
344 MAY 1917 457
Wenn
zwei verschiedene
Völker
unabhängig
voneinander
Physik
treiben,
wer-
den sie
Systeme
schaffen,
die
bezüglich
der
Empfindungen ("Elemente“
im Sinne
Machs)
gewiss
übereinstimmen. Die
gedanklichen
Konstruktionen,
die die beiten
zur Verknüpfung
dieser
"Elemente“ ersinnen,
können
weitgehend
verschieden
sein. Beide Konstruktionen brauchen auch
nicht
übereinzustimmen
bezüglich
der
"Ereignisse“;
denn diese
gehören
sicherlich
zu
den
begrifflichen
Konstruktionen.
Wirklich im Sinne
von
"in
der
Erfahrung
unabweislich
gegeben“
sind
gewiss
nur
die
"Elemente“
nicht
aber
die
"Ereignisse“.
Bezeichnen wir aber als
"wirklich“
das im Raum- und Zeit-schema
von
uns
Ein-
geordnete,
wie Sie
es
in der Erkenntnistheorie
gethan haben,[4] so
sind in erster Li-
nie zweifellos die
"Ereignisse“
wirklich.
Was
wir
nun
in der
Physik
als
"wirklich“ bezeichnen,
ist zweifellos das
"Zeit-
räumlich
Eingeordnete“,
nicht
das
"Unmittelbar-Gegebene“.
Das
Unmittelbar-ge-
gebene
kann Illusion
sein,
das
Zeiträumlich-eingeordnete
kann ein
steriler
Begriff
sein,
der nichts
zur
Aufhellung
der
Zusammenhänge
zwischen dem Unmittelbar-
Gegebenen beiträgt.
Ich möchte
hier
eine reinliche
Begriffs-Scheidung
Vorschlä-
gen.[5]
Beste Grüsse
von
Ihrem
A. Einstein.
ALSX
(NeHR,
Vienna Circle
Archive). [73 777].
[1]The
reference is to Schlick
1917b,
the
expanded
republication
in book
form of
Schlick 1917a.
See Docs. 297 and 314
for
Einstein’s
earlier
praise
of
Schlick’s
paper, as
well
as a
minor
point
of
criticism.
[2]In
the second edition
of
his
book
(Schlick 1919),
Schlick took into
account
Einstein’s criticism.
[3]See
Schlick 1917b,
pp.
59-62.
[4]See,
e.g.,
Schlick 1915.
[5]In
Schlick
1919,
the
author
did not follow Einstein’s
suggestion.
344. To
Paul
Ehrenfest
[Berlin,]
25.
V.
17.
Lieber
Ehrenfest!
Verfluche mich
nicht,
weil ich Dir
auf
Deine freundliche
Einladungskarte
erst
jetzt
antworte! Leider kann ich
vorläufig
nicht
an
eine Reise nach
Holland
den-
ken.[1]
Anfangs
Juli
gehe
ich in die Schweiz
zu
meinen
Kindern.
Der
Kleine ist sehr
kränklich
und
muss
auf
1
Jahr
nach
Arosa.[2]
Dorthin
werde ich mit
Albert
gehen.
Meiner
Frau
geht es gesundheitlich
auch schlecht.[3]
Sorgen
und wieder
Sorgen.
Aber
eine hübsche
Verallgemeinerung
des
Sommerfeld-Epstein’schen
Quantensat-
zes
habe ich
gefunden.[4]
Drostes Dissertation
ist ausserordentlich
schön.[5]
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