DOCUMENT 395 OCTOBER
1917
537
die Rolle der universellen
Zeit
zuschreiben
könnte,
selbst
überzeugen.
Existierte
es,
so
müsste
es
auch in
der
euklidischen Geometrie eine
ausgezeichnete
Flächen-
schar
geben,
da
ja
auch
erstere durch
lineare, orthogonale Koordinaten-Transfor-
mationen
charakterisiert wird.
Mit bestem
Gruss Ihr
A. Einstein.
AKS
(Georges-Edouard
Guillaume,
Neuchâtel). [79 003].
The
verso
is addressed “Herrn Dr.
E.
Guillaume Schweiz.
Versicherungsamt
Bern.,” with
return
address “Abs. A. Einstein
Haberlandstr.
5
Berlin.,” and
postmarked
“Berlin W 30 24.10.17.
7-8N[achmittags].”
[1]Stated
in Doc. 392.
395. From Franz
Selety
Wien,
I.
Zedlitzgasse
11.
am
29.
Oktober
1917.
Sehr
geehrter
Herr
Professor!
Für
Ihren ausführlichen
Brief,
den Sie
mir
in
so
liebenswürdiger
Weise
ge-
schickt
haben,[1] sage
ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Ich hatte
natürlich
nicht
erwartet,
dass Sie
mir
so
viele
Zeit
widmen
werden,
und
hatte
es
nicht
beansprucht.
Ich
hoffte
zwar
Antwort
auf meine
Fragen zu
erhalten,
doch
hatte ich nicht
beab-
sichtigt,
Ihnen
so
viel
Mühe
zu
machen. Ich will
Ihnen
mit meiner
jetzigen
Antwort
keine
Fragen
mehr
stellen,
doch erlaube ich
mir,
Ihnen noch etwas ausführlich
zu
antworten,
da
ja
Briefe
zu
lesen
weniger
Zeit in
Anspruch
nimmt als
zu
schreiben.
Es ist mir auch
lieber,
wenn
Sie die
philosophischen
Abschnitte dieses
Briefes,
die
den
grössten
Teil
ausmachen,
nicht
gerade gleich
lesen,
weil Sie
ihn erhalten
ha-
ben,
sondern
dann, wenn
Sie dazu Zeit
haben,
dies ohne Eile
zu
tun;
denn ich
weiss,
wie auch
etwas,
das einen
an
sich
interessiert, lästig wird, wenn es
einem
aufgezwungen
wird,
während
man
etwas
Dringendes
zu
tun
hat,
und
dass
man
in
diesem
Falle nicht in
der
Stimmung
ist, es
gut
aufzufassen. Auch will ich diesen
Brief
wieder abschreiben
lassen,
damit die
Lektüre
möglichst
schmerzlos
von
stat-
ten
geht.
Obwohl ich mich
bemüht
habe,
mir
eine
gewisse physikalische Bildung zu
erwerben,
so
sind meine Kenntnisse doch
recht
begrenzt,
noch
mehr aber
meine
Fähigkeit, selbständig
mit dem Wissensstoff
zu operieren.
Es
war
lange
Zeit
ein
grosser
Wunsch
von
mir,
mich
ausser
zum
Philosophen
auch
zum
theoretischen
Physiker auszubilden,
aber
ich sehe immer
mehr,
dass ich
zwar
imstande
bin,
das
Mathematische
zu
verstehen,
aber nicht
so zu
beherrschen,
dass ich mathematisch
arbeiten kann. So habe ich das
allgemeine Relativitätsprinzip
nicht
nur aus popu-
lären
Darstellungen
kennen
gelernt,
sondern auch Ihre
Originalabhandlungen
stu-
diert. Ich kann
zwar
die Kovariantentheorie
u.s.w.
verstehen,
aber ich
habe
keine
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