DOCUMENT 504 APRIL 1918
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ke Ihnen
für
den schonen
Gedanken,
mich
zur Abholung
der Instrumente nach
Odessa
zu
schicken.[2] Ich will
es
gern
tun,
wenn
Odessa für mich
erreichbar
ist und
ich nicht
gezwungen
werde,
deshalb mit
Militärbehörden
einen Schriftwechsel
zu
führen
(dieser nagt
hier
an
meinen
Nerven,
es
gibt
nichts
Schlimmeres).
Ich könnte
vielleicht
von
Constanza
aus
mit einem Schiff hinkommen.[3] Mitte Juni
gedenke
ich meine Arbeiten
hier
abzubrechen,[4]
weil die
Temperaturverhältnisse zu
ungün-
stig
werden,
sodass ich in
der
zweiten Hälfte des Juni nach Odessa fahren
könnte,
wenn
die Akademie
zustimmt.
Die
Reise dorthin
denke
ich mir sehr schön und in-
teressant.
Ferner
freute mich Ihre
Mitteilung,
dass Wiechert
Leiter
unseres
Instituts
wird.[5]
Ich halte
es
auch für die beste
Lösung
und
glaube
bestimmt,
dass auch Hel-
mert,
wenn
er
gefragt
werden
könnte,[6]
diese
Lösung billigen
würde;
er
schätzte
Wiechert sehr.
Ich
danke Ihnen für die
Mitteilung,
dass Eötvös sich
so
anerkennend
über
mich
geäussert
und mich für einen
so
ehrenvollen Posten
vorgeschlagen hat;[7]
aber ich fühle mich dabei doch etwas
gedrückt,
weil ich
fürchte,
dass mich die Her-
ren
überschätzen.
Ich lernte Eötvös 1912 in
Hamburg
auf einer
Konferenz kennen und fand ihn
sehr
sympathisch.[8]
Er ist
von
einer auffallenden Bescheidenheit und Güte. Ähn-
lich
war
auch Helmert. Wie fühlt
man
sich
zu
einem Menschen
hingezogen,
der
ne-
ben
der
Intelligenz
einen schönen
Charakter
besitzt! Man trifft aber selten solche
Menschen
an.
Sie haben
Recht,
die
Intelligenz
ohne einen
guten
Charakter
wird
zur
Bestie im Menschen. Diese einfache Wahrheit
war
mir
lange vor
dem
Kriege
klar
und ich verstand
es
nicht,
dass
Leute,
die ich bis
zum Kriege
geschätzt hatte,
nach
Mitteln
suchten,
die
geeignet
wären,
mit
einem
Schlage
Millionen
von
Menschen
zu
vernichten. Hätte ich Ad.
Schmidt[9]
nicht in
Postdam
gehabt so
wäre ich
gänz-
lich vereinsamt. Hier im
besetzten
Gebiet sieht
man
auch deutlicher die Kehrseite
dessen,
was man
mir
zu
Hause
so
laut als Patriotismus
gepriesen
hat und
was
ich
einmal im
Ärger
als die
gefährlichste
aller
Tugenden
bezeichnet
habe.
Hoffentlich
nimmt
Wiechert den
Ruf
auch
an.[10]
Für
ihn als
Nachfolger
wird
gewiss
sch[on]
ein
Göttinger
Herr bestimmt
sein. Ich habe
im
Winter
an
Hilbert
und Wiechert einen Teil
meiner
Arbeiten
geschickt,
doch werden sich die Herren
jetzt
wohl
kaum
noch dessen
erinnern,
und meine Aussichten, nach
Göttingen
zu
kommen werden ebenso
gering
sein wie die eines
baldigen
Friedens.
Dass die Kiste
so
schnell
und
in
gutem
Zustande
angekommen
ist,
hat mich sehr
gefreut.
Wenn Sie Sehnsucht nach Bohnen
u.
Erbsen
haben, so
kann ich Ihnen die-
se
sehr leicht
verschaffen;
das
ist
noch das
einzige, was man
leicht
auftreiben kann.
Indem ich
wünsche,
dass
es
Ihnen
jetzt
besser
geht
als im
Winter,
bin ich mit be-
sten Grüssen
Ihr
ergebener
Schweydar
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