894 DOCUMENT 626 SEPTEMBER 1918
Natürlich weiss ich
genau,
dass der Zustand der
Theorie,
wie ich ihn
hingestellt
habe,
ein nicht
befriedigender ist,
abgesehen
davon,
dass die Materie
unerklärt
bleibt. Die
zusammenhangslose Nebeneinandersetzung
der
Gravitationsglieder
der
elektromagnetischen
Glieder und der A-Glieder ist
unleugbar
ein
Produkt der Re-
signation.
Ich bin mit
Ihnen der festen
Überzeugung,
dass dies anders werden
muss
und wird. Nur
glaube
ich
nicht,
dass der
von
Ihnen
eingeschlagene Weg
der
richtige
ist,
so
fein
er
auch erdacht ist. Endlich
muss es so
herauskommen,
dass
man
nicht
Wirkungsdichten
additiv aneinander kleben
muss.
Auch ich habe schon manches
ausgedacht,
aber immer wieder den
Kopf resigniert
sinken
lassen.[11]
Der
Herrgott
hats
uns
nicht leicht
gemacht!
Von
den amerikanischen
Messungen
habe auch ich
gehört
und mit Freundlich
darüber
gesprochen.[12]
Sie scheinen noch nichts
zu
beweisen. Man hat bis
jetzt
noch keine einwandfreien
Messungen
an
den
auf
der Erde
erzeugten
Linien;
der
bisher verwandte elektrische
Lichtbogen
ist
ungeeignet.
Wir sind hier
daran,
die
Mittel
zu
schaffen bezw.
zusammen zu
betteln für einen elektrischen Ofen
zu
ein-
wandfreier
thermischer
Erzeugung
der Linien. Nur
so
wird
man zu
sicheren
Ergeb-
nissen
gelangen
können. In
wenigen
Jahren wird die
Entscheidung
da
sein.[13]
Sie wissen
wohl,
dass ich einen
Ruf
nach Zürich erhalten
habe,
auf
das Betrei-
ben meines Freundes
Zangger
hin. Nach
qualvollem
Schwanken habe ich
abge-
lehnt.[14]
Ich bin den
hiesigen Kollegen
so
sehr
zu
Dank
verpflichtet,
dass
es
nicht
recht
gewesen
wäre,
weg zu gehen, so
sehr ich
an
meinem Zürich
hänge.
Jetzt,
da
Sie
mir
schreiben,
dass Sie
in
Zürich
bleiben,
finde
ich,
dass
es
ganz überflüssig
wäre,
wenn
ich auch noch dahin
ginge.
Leid
tut
es
mir aber
umso
mehr,
dass
es
nicht freier Wille sondern Rücksicht
auf
die Gesundheit
ist,
die Sie
zwingt,
in Zü-
rich
zu
bleiben.[15]
Für
Zürich andererseits freut
es
mich,
dass Sie nicht
weg gehen.
Von
Ihnen können
junge
Menschen eine
Menge
lernen,
von
mir
nicht,
da ich selber
nichts kann. Ich bin
einer,
der viel
gegrübelt,
aber nichts
gelernt
hat. Ich habe
vor-
geschlagen,
dass ich
jedes
Jahr zweimal für einen Monat nach Zürich
komme,
um
dort
Vorträge
zu
halten.
Nun,
da Sie weiter dort
lehren,
erscheint mir mein
Vor-
schlag
lächerlich;
ich werde auch
Zangger
in diesem Sinne
schreiben.[16]
Jetzt kann
ich nicht
gut
in die Schweiz
kommen,
da das Semester
beginnt.[17]
Ich komme
aber,
wenn es
meine
immer
etwas
unsichere Gesundheit
erlaubt, anfangs
Februar
dorthin
auf
mindestens vier
Wochen;
ich freue mich sehr
darauf,
mit Ihnen
sprechen zu
können.
Herzlich
grusst
Sie
Ihr
Einstein.
ALS
(SzZE
Bibliothek, Hs.
91:548). [24 046].
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