896 DOCUMENT 627 SEPTEMBER 1918
Und
gar
einer
so
liebenswürdigen
wie
der
Ihrigen.
Ich habe das vielleicht
gar
nicht
verdient,
da ich manchmal selber ein recht
böser
Kritiker
gewesen
bin.
Wenigstens
ist das die Ansicht vieler meiner
Fachgenossen.
Vox
populi, vox
dei. Die Mehrzahl
hat immer Recht!
Den
Satz,
dass die Mathematik
zur Logik
gehören
soll, gebe
ich
preis.[3]
Ich be-
greife
selbst
nicht,
dass ich das
geschrieben
habe. Was ich
eigentlich gemeint hatte,
kann ich nicht
sagen,
ich scheine keinen
Abzug
dieser
Arbeit mehr
zu
haben. Ver-
muthlich wollte ich
nur
den
Gegensatz zur Empirie
betonen.
Den Satz
aber,
die Aussenwelt sei
real,
kann ich nicht
=
Kikeriki
setzen.
Wenn
dieser
Satz
keinen Sinn hat
(wie
Sie
sagen),
dann hat die Antithese: die
Aussenwelt
ist
irreal,
ein
Hirngespinst,
auch keinen Sinn. Ich
glaube
aber,
dass
Jeder
diesen
Satz
versteht,
der
sagt:
Es
gibt
keinen
Teufel,
der Teufel ist ein
Hirngespinst.
Den
Inhalt
solcher Sätze kann
man
nicht
erklären,
sondern höchstens
(durch
geläufige
Beispiele)
aufklären.
Sie
verwenden
eine
solche
Erklärung
trotzdem,
indem
Sie,
als
Pragmatist
im Stile
von
Poincaré
(verzeihen Sie,
aber
den Ismen kann keiner
entgehen!) von
der
richtigen
Bemerkung
ausgehen,
dass
man
mit
dem "Realen"
mehr
anfangen
kann als mit
dem
"Irrealen",
und wollen den
nun
zur Definition
des
Realen verwenden.
Wenigstens
verstehe
ich
Sie
so.
Aber dann
haben Sie den bio-
logischen
Vortheil als Wahrheitskriterium oder
Beweisgrund,
und mit ihm die
gan-
ze
Litanei des
Pragmatismus.
Was Sie "Auswüchse"
nennen,
wird
m.
E. die
richtig
gezogenen Konsequenzen aus
Ihrer
Prämisse;
ich
glaube
nicht,
dass
man
diese Prä-
misse annehmen und die
Konsequenzen
ablehnen kann.
Und
nun
kehre ich den
Spiess
um.
Ich habe thatsächlich
gegrinst,
als ich bei Ih-
nen
auf Seite
7.
oben las "dass
es
eine Bahnkurve
an
sich nicht
gibt”.[4]
Was
heisst
das,
es
gibt?
Ach,
es
hat keinen Sinn! Ebenso
S. 42,
wo
Sie
von
"absoluter
physi-
kalischer
Realität"
sprechen.
Ich erlaube Ihnen
das,
aber
Sie sollten
es
Sich nicht
erlauben! Sonst komme ich
und
sage
Kikeriki!
Was
Sie
gegen
meinen
Begriff
einer natürlichen Geometrie
haben,
und
einiges
Andere, verstehe
ich
nicht.
Ich
hebe
mir
Ihren
Brief
natürlich
auf,
und
werde
ihn,
wenn
ich einmal nach Berlin
komme,
mitbringen.
Eine
Correspondenz
über
so
Et-
was,
das
ja
schliesslich keine Eile
hat,
würde ich als
Missbrauch Ihrer Freundlich-
keit
empfinden.
Jetzt möchte ich lieber noch ein
wenig
über
Ihr Buch mit Ihnen
plaudern.
Unsere
ganze,
in der That nicht
grosse, Meinungsverschiedenheit
kann
an
dem
schon zitierten Satz
S. 7
oben erläutert werden. Ich
finde,
die These der Relativi-
tätstheorie ist
1)
etwas
unvorsichtig, 2) dogmatisch
abgefasst, 3)
unklar.
1).
Alle
physikalischen Beziehungen,
die wir
kennen,
sind relativ. Das
ganz
klar
gestellt
zu
haben,
und
gesagt
zu haben,
welche
Bedeutung
ein
solcher
Satz
hat,
ist
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