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Die zweite Bitte betrifft einen Heidelberger Professor, namens
Olschki,[8]
einen
Freund des Archäologen Pagenstecher, den Sie bei uns kennen
lernten.[9]
Olschki
reist morgen nach Berlin, und da er eine ganz außerordentliche Verehrung für Sie
hegt, möchte er um die Erlaubnis bitten, Ihnen einen Besuch abstatten zu dürfen.
Pagenstechers baten mich nun, Ihnen zu schreiben, wenn es Ihre Zeit erlaubt, dem
Manne einige Minuten zu widmen, so möchten Sie ihn empfangen und ihn nicht
zurückweisen, wenn er sich anmeldet. Er ist Romanist und die Beschäftigung mit
den Ideen Galilei’s, Leonardo da Vinci’s etc, deren historische Erforschung sein
Spezialgebiet darstellt, hat bei ihm ein glühendes Interesse für die Relativitätstheo-
rie erweckt, ihn seit einiger Zeit zu mathematischem Studium veranlasst und ihn
mit höchster Begeisterung für Sie erfüllt. Ich habe ihn auch einmal persönlich ken-
nengelernt, und zwar als einen sehr netten Menschen, und unterstütze daher gern
die Bitte unserer Freunde.—
Meine Frau und beide Kinder bitten mich, Sie recht herzlich zu grüßen. Ich
schließe mich ihnen an mit der Bitte um freundliche Empfehlung an Ihre Frau Ge-
mahlin und bleibe Ihr Ihnen in herzlichster Verehrung und Dankbarkeit ergebener
M. Schlick.
P. S. Ich bin recht neugierig auf das Ergebnis Ihrer Rechnungen über die Stern-
haufen.[10]
Liegen schon Resultate vor?— Noch eine Frage. In der Zeitung las ich
über Ihre
Clarté-Versammlung.[11]
Sollte man nicht vielleicht versuchen, hier an
der Universität eine Ortsgruppe zu gründen? Und wie würde man das anzustellen
haben?
ALS. [21 570].
[1]Doc. 184.
[2]While in Rostock for university festivities, Einstein stayed with Schlick and his wife, Blanche
(see Doc. 184).
[3]Rostock was in Mecklenburg-Schwerin.
[4]At Max Born’s request, Einstein sent him Drill 1919a (see Doc. 199).
[5]Robert Drill actually provided such a “proof” in his article (see Doc. 199, note 2).
[6]Presumably Born 1919b (see Doc. 180).
[7]Schlick 1919a.
[8]Leonardo Olschki (1885–1961) was Professor of Romance Philology at the University of Hei-
delberg.
[9]Rudolf Pagenstecher (1886–1921) was Professor of Archaeology at the University of Heidel-
berg.
[10]Presumably Einstein discussed his calculations on star clusters with Schlick in Rostock at the
end of November. This assumption is based on the fact that Einstein wrote the name “Pagenstecher”
at the foot of a loose sheet of calculations dealing with star clusters, also in his hand (see Vol. 7,
Appendix A, “Calculations for Doc. 56,” [p. 2]). For Einstein’s idea on how to test the closedness of
the universe astronomically, see Doc. 165, note 6.
[11]A meeting of the Bund “Neues Vaterland” in Berlin three days earlier, which Einstein ad-
dressed. In his talk (see Vol. 7, Doc. 27), he called for reconciliation between wartime enemies. For
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