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Professur ist. Ratnowsky sollte dann den Titel erhalten sowie einen festen, gut be-
zahlten Lehrauftrag etwa in demselben Umfange wie die a. o.
Professur.[4]
Ich
selbst bin auf diese Idee auch noch, abgesehen von dem Persönlichen bei Rat-
nowsky, gekommen, weil ich mir folgendes sagte: Wenn Debye an das Poly
kommt, mittlerweile hat er ja angenommen, so haben wir natürlich eine sehr schar-
fe Konkurrenz
hier.[5]
Aber falls dann an der Universität sowohl Epstein wie Rat-
nowsky lesen, dann können wir den Studenten sehr viel mehr und verschiedeneres
bieten als die am Poly. Z. B. denke ich sehr daran, die 6-semestrige grosse Vorle-
sung über theoretische
Physik[6]
etwa von beiden mit einer Phasenverschiebung le-
sen zu lassen, weil es sonst sehr oft für einen Studenten unmöglich ist, während sei-
ner kurzen Studienzeit die ganze theoretische Physik zu hören.
Nun aber habe ich noch eine sehr grosse Bitte an Sie. Im Auftrag der Kommis-
sion möchte ich Sie nämlich herzlichst bitten, uns Ihr Urteil über die wissenschaft-
liche Qualifikation folgender Kandidaten geben zu wollen:
Epstein, Ratnowsky, Tank, Scherrer.
Das sind nämlich die Kandidaten über die bisher gesprochen worden ist. Gleich-
zeitig aber möchte ich Sie auch bitten, mir eventuell noch andere Namen zu nen-
nen, die Sie für geeignet halten. Unter den obigen 4 Herren sollte einem ja eigent-
lich die Wahl auch deshalb nicht schwer fallen, weil Scherrer eine Professur am
Poly unter Debye erhalten
soll.[7]
Ebenso Tank am Poly für angewandte Physik
(speziell drahtlose
Telegraphie).[8]
Sie selbst meinen ja auch in ihrem Brief, dass
„es nicht so leicht wäre, sachlich etwas Besseres“ zu finden wie Epstein gemein-
sam mit Ratnowsky. Aber die Kollegen in der Kommission, die übrigens von Phy-
sik gar nichts
verstehen,[9]
haben alle mögliche andere Gesichtspunkte (nicht etwa
zu nationale). Ich habe aber gesagt, und ich glaube, dass ich darin Recht habe, dass
ich niemals zu der Kandidatur Scherrer ja sagen würde. Denn Scherrer ist doch si-
cherlich in der Hauptsache Experimentalphysiker und zwar sicher ein guter, aber
als reiner Theoretiker, und den muss ich hier haben, eignet er sich nicht. Seine bei-
den theoretischen Arbeiten, die dazu noch von Debye angeregt sind, sind
verfehlt.[10]
Die erste ist von Pauer richtig gestellt
worden,[11]
die zweite war von
Planck schon etwas vorher besser
gemacht.[12]
Haben Sie nun bitte die Freundlichkeit, mir Ihr Urteil über diese Angelegenheit
mitteilen zu wollen, damit ich dann Ihren Brief der Kommission vorlegen kann.
Hoffentlich wird dann endlich die Professur gut besetzt. Dass es bisher nicht ge-
schah, dafür konnte ich nichts, ich hatte ja schon vor 3 Jahren alle Anstrengungen
gemacht, wie ich Ihnen
erzählte.[13]
Nun, lieber Herr Einstein, leben Sie recht wohl und vor allem, kommen Sie bald
mit Ihrer Frau und Ihrer Tochter zu
uns.[14]
Wir wollen uns alle Mühe geben, dass
Sie sich in Zürich wohl fühlen.
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