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Es wäre verschiedenes Antikathodenmaterial zu untersuchen, ferner Antikatho-
den mit dünnen Häuten anderer Stoffe, die Abhängigkeit des Grades der Polari-
sation von der Neigung der ausfallenden Antikathodenstrahlung 〈von〉 zum
Antikathodenspiegel und zu den Kathodenstrahlen.
Ich bin kurz vor dem Abschluß der Vorbereitungen zu diesen Versuchen und es
fehlt weiter nichts als das Gefühl, womöglich dauernd oder, falls das nicht möglich
ist, wenigstens für die nächsten Jahre wirtschaftlich sichergestellt zu sein, so daß
man die Aufgabe, wie schwierig sie sich auch gestalten möge, in Ruhe durchführen
kann. Diese Gewißheit besteht bei mir leider nicht, sondern ich muß nach wie vor
bestrebt sein, irgendwo in einem technischen Laboratorium auf Gnade oder Ungna-
de unterzukommen. Eine rechte Arbeitsfreude ist unter solchen Umständen schwer
aufzubringen und der Erfolg leidet darunter. Gerade für Schwerhörige, die im per-
sönlichen Verkehr oft wie mit einer undurchdringlichen Mauer gegen den Gedan-
kenaustausch umgeben sind, gehört schon eine Selbsterziehung dazu, den Mut
nicht zu verlieren, die ein Hörender sich schwer vorstellen kann.
Ich schließe mit der Versicherung, hochverehrter Herr Professor, daß Sie mich
glücklich machen könnten, wenn es Ihnen gelänge, mir eine wirksame Hilfe zu-
wenden zu lassen.
Mit vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener
H. Seemann.
TLS (GyBP, I. Abt., Rep. 34, Nr. 10, Mappe Seemann). [77 618]. There are perforations for a loose-
leaf binder at the left margin of the document.
[1]Seemann (1884–1974) was Assistent in physics at the University of Würzburg.
[2]At the time, Max C. Wien (1866–1938) was Professor of Physics at the Technical University of
Danzig (present-day Gdan;sk).
[3]Wilhelm Wien (1864–1928) was Professor of Physics at the University of Würzburg.
[4]For his publications on X-ray spectroscopy, see Seemann 1914, 1915, 1916a, 1916b, 1917a,
1917b, and 1919a.
[5]Seemann 1919b.
[6]See Sommerfeld 1915b.
[7]Webster 1916.
[8]Peter Debye and Paul Scherrer (1890–1969), Privatdozent in physics at the University of Göt-
tingen, studied crystal structure by letting a monochromatic X-ray beam be scattered by crystal pow-
der. The radiation scattered by the reflecting surfaces of the randomly oriented small crystals shows
interference patterns distributed on conical surfaces about the direction of incidence (see Debye and
Scherrer 1916, 1917). The method makes use of the theoretical considerations of Debye 1915b and
1915c namely, that if there is a regularity in the positions of electrons in an atom, it can be revealed
even when many randomly oriented atoms of the same kind are investigated.
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