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Ihre Söhne sehen wir täglich und wir können Sie versichern, dass sie zu tüchti-
gen, gleichmässigen, wertvollen Menschen
heranwachsen.[3]
Die Leitung & Erzie-
hung ist gut, meine Frau sagte kürzlich, dass die Behütung & Erziehung nicht
besser sein kann & dass Sie sicher später, wenn beide Kinder zu selbständigen jun-
gen Männern geworden vor Ihnen stehen & von Ihnen lernen wollen, einen tiefen
Dank gegenüber der sich sehr anstrengenden
Mutter[4]
in sich tragen werden. Dass
die Mutter auf dem richtigen Weg ist bei der Art der Behütung dieser Kinder, daran
ist nicht zu zweifeln. Wir kontrollieren das am Resultat; der ruhigen Gleichmässig-
keit der Gefühlsentwicklung der beiden Kinder, der Solidität des Willenslebens &
der schönen intellektuellen Reife, der sie entgegengehen. Ich glaube, dass dabei
von grösster Wichtigkeit ist die ruhige Kontinuität und ich hätte direkt Angst, diese
Kontinuität jetzt unterbrochen zu sehen; ich glaube nicht, dass Albert ohne die Ge-
fahr eines Risses oder einer unerwünschten Verhärtung eines wichtigen Teils seines
Gefühlslebens & seiner feinen Aufnahmefähigkeit aus dem Zürcherischen Gymna-
sium könnte herausgenommen & in ein ganz neues Milieu, in neue Schul-Umge-
bung hineingestossen werden
könnte.[5]
Ich glaube, er sollte hier das Gymnasium
wo immer möglich fertig besuchen, mindestens um eine Gefährdung, wenn nicht
eine Schädigung zu vermeiden. Tetels Gesundheit ist nicht sehr fest, ich habe das
Gefühl, dass er heute aber an unser Klima gut angepasst ist & dass Sie nur im äus-
sersten Notfall das Experiment einer Versetzung in ganz andere Luft vornehmen
sollten.[6]
Sie müssen meine Eingriffe in Ihre Angelegenheiten entschuldigen, aber
als eine Art Wächter müssen wir Ihnen
rapportieren,[7]
wobei uns völlig klar ist,
wie schwierig, wegen der Geldfrage, da alles Überlegen ist. Meine Berliner Freun-
de (Dr. Ernst
Hoffmann)[8]
sagten mir: Hätte ich Kinder, so müssten sie möglichst
lange in der Schweiz, wegen des für Kinder so wichtigen Schweizergeistes erzogen
werden. Namentlich auf Dr. Hoffmann’s Rat gebe ich viel, weil er als bedeutender
Erzieher gilt.
Wir grüssen Sie in grösster Hochachtung und in herzlicher Zuneigung Ihre
Zürchers
Ich bestätige freudig jedes Wort meines Mannes und grüsse Sie in herzlichem Er-
innern.
Johanna Zürcher-Siebel.
ALS. [45 358].
[1]The Zürchers had requested a photo of Einstein in the autumn of 1920 (see Einstein to Elsa Ein-
stein, 7 October 1920 [Vol. 10, Doc. 164]).
[2]Probably on 14 February 1919 at the Zurich Local Court during the proceedings in which Ein-
stein and Mileva Einstein-Maric; were divorced. The latter was represented by Zürcher (see Divorce
Decree, 14 February 1919 [Vol. 9, Doc. 6]).
[3]The Zürchers were neighbors of Mileva and her sons, Hans Albert and Eduard.
[4]Mileva Einstein-Maric; .
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