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Ihr sehr ergebener
Niels Bohr.
TLS. [8 071].
[1]Bohr visited Berlin to deliver a talk to the German Physical Society on 27 April 1920. For Bohr’s
reminiscences on their encounter, see Niels Bohr to Einstein, 24 June 1920 (Vol. 10, Doc. 64).
[2]At this point in the original text, Bohr indicates a note that he has appended in hand at the foot
of the page: “Es war in dem Lehranstalt dass Sie vorigen Sommer Ihren Vortrag in Kopenhagen
gehalten haben.” Einstein delivered a lecture on gravitation and geometry to the Danish Astronomical
Society on 25 June 1920 (see Niels Bohr to Einstein, 24 June 1920 [Vol. 10, Doc. 64], note 1).
30. From Paul Ehrenfest
Leiden, 22 I 1921.
Lieber Einstein!
Mein ältester Bruder hat mir eine wahre Lobhymne auf Dich gesendet—der
Herr Geheimrat ist aus Bewunderung für Dich (als Mensch) sozusagen in Schweiß
gerathen.— Ich freute mich natürlich gewaltig, dass Du lieb gegen ihn warst. Ich
habe diesem Bruder—wie übrigens allen meinen
Brüdern[1]
—sehr sehr viel zu ver-
danken: als ich ganz klein war 5–8 Jährig haben Sie mir doch stets alles gezeigt und
erzählt was sie selber interessant fanden und ich habe später kaum von jemandem
so viel gelernt als von meinen Brüdern! Ich habe Deine Wien-Abreise-Karte be-
kommen mit Ehrenhaftianissimis zur Einleitung.— Ferner auch Deinen Brief aus
Berlin.[2]
1. Den Beitrag für Zeeman werde ich von Deinem Conto
senden.[3]
2. De Haas werde ich informieren (betreffs
Brussel-Referat)[4]
3. Deine Bemerkungen über Hall-Effect werde ich probieren zu
capieren.[5]
4. Falls sich der von Dir erwähnte Starkeffect von Lichtwellen-Feldern consta-
tieren ließe wäre das eine große Sache. Vorläufig klingts
unglaublich.[6]
5. Ich habe mir in der letzten Zeit oft Gewissensbisse gemacht, dass ich mich in
die Amerika-Reise-Angelegenheit mit ungefragten Ratschlägen eingemengt habe.
Besonders van Aardenne war scharf gegen jede
Einmengung.[7]
Aber nun ist’s ge-
schehen und ich tröste mich mit dem Gedanken: es hat absolut keinen Sinn, dass
Du nach Amerika gehst es sei denn um dadurch für die fernere Zukunft von der
ewigen Herumschießerei loszukommen.— Nun—möge mir Gott verzeihen, wenn
ich mich zu Unrecht in diese Sache gemengt habe.— Übrigens hat er mich schon
jetzt bestraft: mich infiziert mit der Sehnsucht (!!!) nach einer Amerika-Reise, wo-
bei übrigens eine Rolle spielt a.) dass ich wegen meiner „Pass-losigkeit“ jahrelang
schon gefangen sitze (werde ich nach Brussel
kommen??)[8]
b.) dass mein Lieb-
lings-Bruder in Amerika ist (in St. Louis) und ich ihn 20 Jahre schon nicht gesehen
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