6 0 D O C U M E N T 3 2 J A N U A R Y 1 9 2 1
hiesigen Versammlung am 7. d. M.. Ich habe bei dieser Gelegenheit erklärt, dass
ich an Sie geschrieben hätte und dass Ihre Antwort vor irgend welcher Stellungnah-
me erst abzuwarten
sei.[2]
Wenn Sie schreiben, die Tatsache, dass sich Kriegsgerät in den Händen nicht
verantwortlicher Privatpersonen befinde, hätte der Entente nicht erst durch die Of-
fenbarungen des Herrn L - R bekannt zu werden
brauchen,[3]
so kann man folge-
richtig sagen, dass diese Offenbarungen also zum Mindesten recht überflüssig wa-
ren. Abgesehen davon ist es aber noch immer ein wesentlicher Unterschied, ob der
Landesfeind durch eigene Beobachtungen und durch den Spitzeldienst psychisch
Minderwertiger Kenntnisse sammelt oder ob Herr L. in seiner Stellung als Sekretär
des Bundes seinem Neuen
Vaterland[4]
Dienste leistet, über deren Wert man sehr
geteilter Meinung sein kann.
Meines Erachtens sollte es überhaupt verboten sein, dass alle möglichen nicht
von officieller Stelle Beauftragten Leute mit dem Auslande in solchen Dingen Füh-
lung nehmen. Vor allen Dingen sollte aber die Presse durch Totschweigen derarti-
ger Unterredungen den Sprechern den Weg zur Berühmtheit abschneiden. Dann
würden solche Sachen sofort aufhören, da erfahrungsgemäss der Anreiz vielfach
augenblicklich dann wegfällt, wenn keine Möglichkeit besteht, einen grösseren
Kreis zu erfreuen oder zu ärgern und sich hierbei als Vollbringer einer für wichtig
gehaltenen Mission zu fühlen.
Mit bestem Danke für Ihre freundlichen Zeilen und höflichen Empfehlungen
auch von meiner Frau an Sie und Ihre verehrten Angehörigen Ihr sehr ergebener
Dr. Zacharias.
TLS. [45 296]. Return address is typed above salutation: “Frauenarzt Dr. Zacharias Nürnberg.”
[1]For Zacharias’s prediction, see Doc. 10.
On 9 January, in reaction to the publication of Lehmann-Russbüldt’s statement in Le Matin, the
radical right-wing German journalist Rudolf Lebius called for the assassination of Einstein and other
members of the Bund “Neues Vaterland” (BNV), whom he blamed for the deaths of almost two mil-
lion Germans, and whom he accused of acting as French agents (see Staatsbürger-Zeitung, 9 January
1921).
For an attorney’s initiative to bring charges of slander against Lebius, see Halpert to Otto
Lehmann-Russbüldt, 31 January 1921 (Calendar). In April, Lebius, “an anti-Semitic leader,” accord-
ing to the New York Times, was charged with “attempting to incite the murder of Professor Albert Ein-
stein, who is now in America on a lecture tour,” and “was assessed a fine of $16,” or 1,000 marks (New
York Times, 8 April 1921, and Lehmann-Russbüldt 1922, p. 4).
[2]Zacharias had written to Einstein on the day before this meeting (see Doc. 10).
[3]See Doc. 23.
[4]An ironic reference to France and a pun on Lehmann-Russbüldt’s membership in the BNV.
Previous Page Next Page