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Meine Frau und ich haben uns unendlich gefreut, dass Sie sich in Wien halbwegs
wohl gefühlt haben und wir danken Ihnen speziell noch herzlich für Ihren lieben
Besuch.[4]
Es war dies nur ein kleiner Anfang und wir rechnen bestimmt damit,
dass es bei unserer Verabredung bleibt und dass diese gemeinsame Rechnung nicht
wie die über die kleinen Selentropfen schliesslich nicht zusammengeht. Meine
Frau wird sich überdies erlauben, Ihrer verehrten Gnädigen über diesen Punkt noch
genauer zu schreiben.
Nun einige Mitteilungen: 1.) an Hartmann habe ich
telephoniert,[5]
Ihr Bedauern
ausgedrückt, dass Sie ihn durch die Tücke des Zufalles nicht gesprochen haben; er
sagte mir, dass er um den 20. Februar nach Berlin kommen wird und bei dieser Ge-
legenheit Ihnen seine Aufwartung machen wird. 2.) In der chemisch-physikali-
schen Gesellschaft war in der letzten Sitzung ein grosser Dank an Generaldirektor
Lederer erstattet durch Wegscheider, ob seiner Verdienste, dass der Gesellschaft
durch ihn (Lederer) die Ehre und der Genuss Ihrer Vorträge zuteil geworden
ist.[6]
Wenn es nicht schon früher gewesen wäre, so haben Sie sich in Wien aller Herzen
gewonnen. 3.) Die Angelegenheit betreffend Arbeiterzeitung war von Seite des
Herrn, über den Sie mich fragten, richtig erledigt worden, wie ich durch Adler
eruierte;[7]
nichtsdestoweniger ist Vorsicht hier stets geboten. Es ist schon wieder
eine kleine Angelegenheit, in der ich den jungen Mann in das richtige und korrekte
Geleise bringen muss; es wird dies diesmal sehr leicht gehen, weil sogar
Jäger[8]
mir die Richtigkeit des Umstandes, dass man da eingreifen muss, zugegeben hat.
Ich bitte, dies vertraulich zu halten.
4.) Leider kam der inliegende Brief des Dr. Beck aus Chicago um eine Woche
zu spät an, als dass es noch möglich gewesen wäre, Ihnen den Brief in Wien per-
sönlich einzuhändigen, so dass wir die Angelegenheit hätten mündlich genauer be-
sprechen
können.[9]
Beck sandte mir eine Kopie des Briefes an Sie. Wenn ich mir
also erlauben darf, mit Ihnen darüber zu sprechen, wozu mich Beck aufgemuntert
hat, bin ich der Meinung, dass das Anerbieten das Dr. Beck nicht von der Hand zu
weisen ist; denn er hat sicher die allerbesten Intensionen in Ihrem Interesse; er hat
auch sicher sehr wertvolle Kenntnisse sowohl der hiesigen Verhältnisse wie auch
der amerikanischen. Es wird für Sie sicher gut sein, Ihrem amerikanischen Mena-
ger und Vertrauensmann gegenüber einen Mann von vollständiger Uneigennützig-
keit vollster Vertrauenswürdigkeit in jeder Beziehung zur Seite zu haben. Ueber Dr.
Beck selbst, ehemaliger Machhörer in Prag, jetzt Vorstand und Inhaber einer der
grössten Kliniken in Amerika, bin ich durch meinen Schwager Dr. Arthur
Steindler,[10]
Universitätsprofessor der Chirurgie an der State University in Iowa,
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