D O C U M E N T S 3 9 , 4 0 F E B R U A R Y 1 9 2 1 6 9
39. To Axel Frey Samsioe[1]
[Berlin, after 4 February 1921]
Vom Standpunkt der Lorentzschen Theorie hätte man Ihnen auf Ihre
Frage[2]
geantwortet, dass der Foukaultsche Versuch die Drehung gegen den Aether anzei-
ge. Man kann diese Aussage vom Standpunkte der allgemeinen Relativitätstheorie
beibehalten mit einem
Nach der allgemeinen Relativitätstheorie hat man sich zu denken, dass sich das
Foukaultsche Pendel gegenüber der trägen Gesamt-Masse der Welt drehungsfrei
einstelle. Diese gegenseitige Beeinflussung ist aber nicht als Fernwirkung zu deu-
ten; die Massen bestimmen das metrische Feld der im Raume, und dieses Feld
das Trägheitsverhalten der Massen des
Foukault-Pendels.[3]
Hochacht.
A. E.
ADftS. [25 247]. Written on the verso of Samsioe’s letter of 4 February 1921 (Calendar).
[1]Samsioe (1890–1972) was a Swedish civil engineer.
[2]For Samsioe’s question, see 4 February 1921 in Calendar.
[3]For another version of what came to be called Mach’s principle, see Einstein 1920j, p. 12 (Vol. 7,
Doc. 38, p. 317).
40. From Lili Halpern-Neuda[1]
Wien III. Hegergasse 10 [before 5 February
1921][2]
Hochverehrter Herr Professor
Es wird mir prophezeit, daß dieser Brief an den berühmtesten u. größten Mann
unserer Zeit keine Beantwortung finden wird. Aber ich glaube es anders und besser
zu wißen. Gerade weil Sie es sind, werden Sie diesen Brief nicht unbeantwortet
laßen können. Es innerlich nicht können. Und es ist ja auch nicht die Unterfertig-
te— „eine junge Frau der Wiener Gesellschaft“—die diese Zeilen an Sie richtet.
Die Menschenseele ist es, die sich in meiner Gestalt mit der wichtigsten, furchtbar
bewegenden ja eigentlich einzigen Frage der Menschheit an Sie klammert—sich an
Sie klammert mit jener Energie, die innere Qual verleiht, sich an Sie klammert, wie
man sich an Gott klammern würde, wäre er uns Ärmsten sichtbarer! In der hilflosen
Einsamkeit des Erdenlebens ausgesetzt, ohne ihn um das peinigende Allrätsel be-
fragen zu können, bleibt mir nur der höchste Mensch—und an diesen wende ich
mich.
g
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