8 2 D O C U M E N T 4 7 F E B R U A R Y 1 9 2 1
(d. h. augenblicklich ist er bei Bohr in Kopenhagen); er muss dort Bewegungsfrei-
heit haben, und darum sammle ich fleißig Geld für ihn. Bis jetzt habe ich 68000 M
zusammengebracht.[23]
Es ist gar nicht so leicht, für unsere Arbeiten bei Laien In-
teresse zu wecken. Ich muss noch mehr haben. Wien hat in München für die Neu-
ausstattung des Instituts eine volle Million
gekriegt.[24]
Ich meine, was Wien hat,
muss auch Franck haben.— Mein
Relativitätsbuch[25]
muss ich neu bearbeiten,
weil Springer eine 2. Auflage herausbringen will; aber ich komme im Semester
nicht dazu. Wenn Du Fehler, Mängel u. s. w. gefunden hast, wäre ich für Mitteilung
sehr dankbar. Paulis Enzyklopädieartikel soll fertig sein und 2 ½ kg Papiergewicht
haben—woraus das geistige Gewicht zu ermessen ist. Der kleine Kerl ist doch nicht
nur klug, sondern auch
fleißig.[26]
Meine Frau war sehr elend und wochenlang
in Cassel zur Erholung. Ich hatte in dieser Zeit auch mein Vergnügen, nämlich ei-
nen soliden Einbruch. Die Kerls sind nachts durch ein Kellerfenster, dessen Gitter
sie aufgebrochen haben, hereingekommen, haben viel Silber, Wäsche, beide Fahr-
räder, sogar meinen Anzug und Schuhe aus dem ersten Stock weggeschleppt. Seit-
dem schlafe ich schlecht und fühle mich im eignen Hause unsicher. Die Polizei hat
total versagt. Deinen Optimismus in politischen Dingen kann ich nicht teilen; al-
lerdings glaube ich nicht, daß alles so heiß gegessen wie gekocht
wird.[27]
Wir wer-
den nicht so viel zahlen, wie verlangt wird. Aber ich beobachte die Wirkung dieser
Gewaltpolitik in den Gemütern der Menschen; es ist eine ganz irreversible Anhäu-
fung von hässlichen Gefühlen der Wut, der Rache, des Hasses. In Kleinstädten wie
Göttingen merkt man das ganz stark. Ich begreife es übrigens. Mein Verstand er-
klärt es zwar für dumm, so zu reagieren; aber mein Gemüt reagiert trotzdem so. Es
scheint mir unabwendbar, daß einmal neue Katastrophen daraus entstehen werden.
Die Welt wird eben nicht mit Vernunft regiert, und erst recht nicht mit Liebe.—
Aber zwischen uns wird, hoffe ich, die Eintracht nicht mehr gestört werden.
Mit herzlichen Grüßen, auch von meiner Frau Dein
Max Born
ALS. Einstein and Born 1969, pp. 80–83. [8 159].
[1]Doc. 37.
[2]Born’s move to Göttingen had apparently been delayed by the difficulties in locating suitable
housing (see Max and Hedwig Born to Einstein, 31 July 1920 [Vol. 10, Doc. 95]).
[3]Hedwig Born had written a scathing letter to Elsa Einstein, and had castigated her for allowing
Alexander Moszkowski to have access to Einstein (see Doc. 37, note 2).
[4]For Born’s reaction to the planned publication of Moszkowski 1921, see Max Born to Einstein,
13 October 1920 (Vol. 10, Doc. 175).
[5]Sergei A. Boguslavsky had been hoping to be invited to lecture in Berlin. Einstein had informed
Born there was nothing he could offer him (see Doc. 37).
[6]Boguslavsky had written to Born (see Einstein and Born 2005, pp. 45–47) proposing that the
fact that many materials are transparent to some frequencies of light but not to others could be used
Previous Page Next Page