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86. To Malwin Warschauer
[Berlin,] dem 8. III. 21.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Ich bewunderte sehr das Geschick, mit dem Sie mir Armen, in der Kunst der
Rede Unbewanderten, in liebenswürdiger Form zugesetzt
haben.[1]
Aber ich muß
halsstarrig bei m. Standpunkt
bleiben.[2]
Die Gemeinde ist eine Organisation zur
Uebung ritueller Formen, die m. Sinn fern liegen. Ich muß sie als das nehmen, was
sie heute ist u. nicht als das, in was man sie vielleicht verwandelt wissen möchte.
Wenn ich in die Stadt fahren will, lege ich mich nicht ins Bett in der Hoffnung, daß
ihm Räder wachsen u. daß ein Automobil daraus werde. Es ergeben sich mir sonst
Gelegenheiten genug, um den Zusammenhang mit m. Stammes Angelegenheiten
mancherlei Art sorgen dafür, daß m. Gefühl für Stammesgemeinschaft u. Zusam-
mengehörigkeit nicht zum Einschlafen kommt. Wenn nun dieses, m. Verhalten in
Ihren Augen eine Scharte bedeutet, so gelobe ich gern diese durch Bemühungen
verschiedenster Art im Interesse einzelner Juden u. jüdischer Gemeinschaften wie-
der reichlich auszuwetzen.
In diesem Sinne empfiehlt sich Ihnen mit freundl. Gruß
Dft in Ilse Einstein’s hand.”Warschauer 1995, p. 142. [35 102]. Written on letterhead “Prof. Dr. A.
Einstein Mitglied d. Akademie d. Wissenschaften.”
[1]See Doc. 74.
[2]See Doc. 8.
87. From Fritz Haber[1]
Berlin-Dahlem. Faradayweg 8. 9. März 1921.
Lieber Albert Einstein!
Die Freundschaft vieler Jahre drängt mich, Ihnen heute zu schreiben.
Man erzählt mir, dass Sie im Dienst der Bestrebungen für die Errichtung einer
zionistischen Universität in Jerusalem demnächst nach den Vereinigten Staaten
fahren und dass Sie die Reise in Gemeinschaft mit englischen Anhängern dieses
Gedankens ausführen, auch danach in England sich auf Einladung der dortigen Re-
gierung aufhalten
werden.[2]
Aus den Zeitungen habe ich ferner entnommen, dass
dieser Plan Sie verhindert, am Solvaykongress in Brüssel teilzunehmen, zu dem Sie
als Einziger aus unserem Lande geladen
waren.[3]
Meine Zuneigung begleitet Ihre Schritte, wohin sie auch gehen. All Ihr Tun, ist,
solange ich Sie kenne, immer aus dem Adel der menschlichen Natur und der Güte
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