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muß!)[5]
2) Zwei Vorträge über Rel-Th. von mir u. meinem philosophischen Col-
legen
Geiger[6]
für Universitätszwecke, ähnlich wie Sie in Berlin von der Akade-
mie aus Vorträge veranstaltet haben. Ihr Vortrag soll nach diesen stattfinden, vor
geladenem Publikum (ohne Eintrittsgeld, Ihr Honorar bringen wir aus Stiftungen
auf) u. zw. werden geladen: die physik. Gesellschaft, der Lehrkörper der Universi-
tät (auf Wunsch des Senats), der Ingenieurverein, der Verein bayr. Mathematik-
Lehrer, der ärztliche Verein, von den Studenten nur wirkliche Interessenten, die
durch Vermittelung der Professoren ausgesucht werden. Ich brauche Ihnen nicht zu
sagen, dass wir uns alle sehr auf Sie freuen!
Dass Sie Weyl (und also auch Mie) in veränderter Form assimiliren, ist
schön.[7]
Ich habe inzwischen den Art. von [Pa]uli für die Encyklopädie zum Druck gege-
ben, einfach meisterhaft, zumal für einen Studenten im
5ten
Semester.[8]
Ihre neue-
ste Arbeit wird darin, selbst wenn wir sie kennten, nicht verarbeitet werden können,
weil der Art. mit Ende 1920 abschneidet.
Zum Fall Herzfeld: Es wird emsig probirt, heute bekommen wir einen Hochfre-
quenz-Verstärker. Der Einwand aus Ihrem vorigen Brief scheint uns nicht stichhal-
tig. Er setzt voraus, dass die Ausstrahlung der Elementarmagnete kohärent sei.
Dass soll sie nach Herzfeld nicht sein: kein durch das äussere Feld erzwungener,
sondern ein freier Process beim Umklappen. Deshalb kann ich auch in der Unter-
teilung der Stäbchen nach Beck keine Schwierigkeit sehen. Bisher hat Herzfeld
aber noch nichts Positives zur Begründung seiner theoretischen Vorstellung. Die
letztere scheint mir aber sehr vernünftig. Beim Experiment sind wir alle in meinem
Institut recht unbeholfen. Das „Knacken“, das oft bemerkt ist, hören wir natürlich
auch. Es soll nach Herzfeld aus einem langwelligen Wellenzuge Hertzscher Fre-
quenz bestehn und das ausgestrahlte Impulsmoment
anzeigen.[9]
Über die Spektrallinien weiss ich nicht viel Neues. Das Beste ist, dass der „ma-
gnetooptische Zerlegungssatz“, den ich kürzlich in den Annalen veröffent-
lichte,[10]
weitere Kreise zieht und zu einer „vollständigen Constitutionsformel der
anomalen Zeemanzerlegungen“ führt (vgl. z. B. Back in den
Naturwiss,[11]
dem-
nächst). Ausserdem habe ich gegen Stark eine Entgegnung losgelassen, der Bohr
in dem Jahrbuch sehr töricht angegriffen
hatte.[12]
Ausserdem habe ich in japani-
schen Beobachtungen den Stark-Effekt
2n
Ordnung erkannt (eine Zusatzwirkung
proportional der
2n
Potenz der Feldstärke bei H
).[13]
Ausserdem habe ich mal
wieder über die Schmiermittelreibung
geschrieben.[14]
Jetzt aber gehe ich auf 14
Tage mit Laue, Lenz, Mie etc ins Gebirge, um womöglich Ski zu
laufen.[15]
Also auf Wiedersehn! Entschuldigen Sie die Verspätung dieses Briefes. Ihr
A. Sommerfeld
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