D O C U M E N T 1 0 3 M A R C H 1 9 2 1 1 4 7
103. To the Prussian Academy of Sciences
(Proposal for Director of the Astrophysical Observatory
in Potsdam)
[Berlin, 17 March
1921][1]
Durch das Schreiben des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbil-
dung vom
Februar[2]
ds. Js. ist die Preussische Akademie der Wissenschaften
aufgefordert worden, Vorschläge für die Neubesetzung der Direktorstelle am astro-
physikalischen Observatorium in Potsdam zu machen. In Folgendem sind die Na-
men zweier Forscher genannt, eines hervorragenden Physikers und eines speziell
auf astrophysikalischem Gebiete bewährten Astronomen.
1. Professor Dr. M. v. Laue, geb. in Pfaffendorf bei Coblenz
1879,[3]
promovier-
te 1903 in Berlin auf Grund einer Dissertation über die Interferenzerscheinungen
an planparallelen Platten, habilitierte sich 1906 daselbst auf Grund der Schrift „Zur
Thermodynamik der Interferenzerscheinungen“. Er wurde 1912 a. o. Professor a.
der Universität Zürich, 1914 o. Professor in Frankfurt, 1919 o. Professor in Berlin
und zugleich Mitglied unserer Akademie.
Von seinen Leistungen seien folgende hervorgehoben: im Jahre 1912 führte er
im Verein mit jüngeren Mitarbeitern die denkwürdigen Versuche aus, durch welche
die Wellennatur der Roentgenstrahlen und damit ihre Analogie zu den gewöhnli-
chen Lichtstrahlen, ferner zugleich die Atomgitterstruktur der Kristalle bewiesen
wurde. Es gibt wohl wenige Entdeckungen in der Physik von gleicher Tragweite,
wie unter anderem auch daraus hervorgeht, dass mit Hilfe von Laues Entdeckung
das periodische System der Elemente seiner inneren Natur nach enträtselt werden
konnte. Auch bei zahlreichen technischen Aufgaben, wenn es sich um den genaue-
ren geometrischen Aufbau fester Stoffe handelt, wird gegenwärtig die Versuchsan-
ordnung von Laue mit glänzendem Erfolge benutzt.— Seine Abhandlungen und
Monographieen über Relativitätstheorie beweisen nicht minder Laues Scharfsinn
und sein theoretisches Gestaltungstalent.— Mehr nach der experimentellen Seite
hin bewegen sich seine Arbeiten über Glühelektronen und Verstärkeröhren.—
Durch mehrere Untersuchungen hat er ferner bewiesen, dass er die für die Astro-
nomie neuerdings wieder in den Vordergrund gerückte theoretische Optik vorzüg-
lich beherrscht.
2. Professor Dr. Ludendorff, 47 Jahre alt, gehört dem Potsdamer Observatorium
23
Jahre[4]
an und ist daher mit allen Verhältnissen desselben vollkommen vertraut.
Seine zahlreichen Veröffentlichungen auf astronomischem und astrophysikali-
schem Gebiete besitzen bei seiner grossen Sorgfalt und seiner scharfen Kritik fast
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