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sämtlich autoritativen Charakter, wie auch seine Persönlichkeit allseitig aufs
Höchste gerühmt wird. Besonders verdienstvoll sind seine Arbeiten über die
Radialgeschwindigkeiten der Sterne und über die Bahnbestimmungen der spektro-
skopischen Doppelsterne. Auf dem Gebiete der Stellarstatistik, die gegenwärtig im
Vordergrund des Interesses steht, war er mit grossem Erfolge tätig und auch die
Photometrie der Sterne verdankt ihm vielfache Beiträge und mannigfaltige
Anregung. Die grosse Verwaltungstätigkeit, die gerade jetzt an die Arbeitskraft des
Direktors die höchsten Anforderungen stellt, würde bei Ludendorff in den besten
Händen liegen.—
Es könnte bedenken erregen, dass ein Forscher, wie v. Laue, welcher der Astro-
nomie bisher ferner stand, zum Direktor des astrophysikalischen Observatoriums
vorgeschlagen wird, zumal wir nach allgemeinem fachmännischem Urteil in
Ludendorff, wenn auch keine überragende Persönlichkeit, so doch einen tüchtigen
Vertreter der Astrophysik besitzen; auf Einwände von astronomischer Seite her
wird man also gefasst sein müssen. Wenn die Akademie mit ihrem an erster Stelle
gemachten Vorschlage über diese Bedenken hinweggeht, so geschieht dies auf
folgenden zwei Gründen. Erstens ist leider nicht zu verkennen, dass die Astrono-
mie in Deutschland zur Zeit auf dem Gebiete der experimentellen und mathema-
tisch-physikalischen Methodik zweifellos ein wenig ins Hintertreffen gekommen
ist. Zweitens haben gerade in neuester Zeit experimentelle und theoretische
Forschungen, die der Physik entlehnt sind,—wir denken besonders an die Arbeiten
von Einstein, Hale, Michelson und
Eddington[5]
—zu neuen bedeutsamen Erfolgen
geführt. Offenbar fehlt es zur Zeit in Deutschland an einem hinreichend engen
Kontakt zwischen Astronomie und Physik; zur Belebung dieser Wechselwirkung
glauben wir keinen wirksameren Vorschlag machen zu können, als den von uns an
erster Stelle gegebenen.
Falls Professor v. Laue das astrophysikalische Observatorium übernehmen soll-
te, so würde es sich vielleicht empfehlen, damit die Kontinuität der astrophysikali-
schen Arbeiten keine Einbusse erleidet, die Stelle eines Observators—gegenwärtig
verfügt das betreffende Institut in Gestalt von Ludendorff und
Eberhard[6]
über
zwei ausgezeichnete Observatoren—in irgend einer geeigneten Weise, vielleicht
durch Schaffung der Stelle eines Vize-Direktors, zu heben; natürlich aber bietet an
sich eines so konziliante und einsichtige Persönlichkeit, wie es Professor v. Laue
ist, volle Garantie dafür, dass auch die bisherigen Aufgaben des Observatoriums
seitens des neuen Direktors jede Förderung erfahren würden.
A. Einstein.
W. Nernst.
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